Dienstag, 9. März 2010

Die Sache mit dem Unfall

Es hat geknallt. Und zwar heftig. Meinen ersten richtigen Autounfall hatte ich also in Goiânia. Und wen wunderts?, so wie die dort fahren…

Autofahren in Goiânia ist grundsätzlich anstrengend und nervenaufreibend. Niemand hält sich anregeln. Straßenbeschilderungen und –markierungen dienen mehr als Aufforderung zum regelbrechen als zur Einhaltung selbiger.
Mit der Zeit habe ich mich jedoch dran gewöhnt. Madrid war ein guter Testlauf, und wenn man auch einfach ohne Angst fährt und immer mit dem schlimmsten rechnet passiert auch nichts. Im Grunde glaub ich sogar dass insgesamt weniger passiert als bei uns, da sich einfach keiner auf irgendwelche Regeln oder Autofahrer verlässt, nicht einmal auf rote Ampeln.

Kurz vor Karneval fuhr ich also mittags ganz normal nach Hause. Amber war zu Besuch und wir wollten zusammen zu Mittag essen.
An einer großen Kreuzung musste ich zwei nordwärts führende Spuren überqueren um nach links, richtung Süden, abzubiegen. Von links kam nur ein Auto. Ein großer, fetter Landrover. Er fuhr auf der rechten Spur, wurde langsamer und blinkte rechts.
Aha, dachte ich, der will hier rechts abbiegen. Wunderbar, dann kann ich ja fahren. Kaum hatte ich jedoch den ersten Gang eingelegt und war gerade einmal 1 Meter vorgerollt, da gab es einen riesigen Knall. Bevor ich wusste wie mir geschah, stand mein Auto schräg, dampfend, aus, und so, wie es vom Fahrersitz aussah, ohne Front mitten auf der Straße.

Für einen Moment wusste ich gar nicht was passiert war, geschweige denn, was ich jetzt machen sollte. Schließlich schaute ich mich um, öffnete meine Tür und stieg, immer noch völlig perplex, aus meinem Auto aus.
Die Front von meinem Auto war im Vergleich zum Rest um ein paar grad verschoben, total verbeult und an allen Ecken und Enden liefen Flüssigkeiten raus. Mein Nummernschild lag mitten auf der Fahrbahn, verbeult, ein Frontlicht war in tausend Scherben zerborsten.
Um mich herum hupten Autos und wollten den Landrover und meinen mickrig, wie eine Schuhschachtel zusammengefalteten Passat passieren und kamen nur schlecht durch.

Eine Frau stieg aus dem Landrover. Sie war in Sportsachen gekleidet (und wie ich annahm unterwegs zum Fitnessstudio, welches man durch rechts abbiegen erreicht hätte, oder aber wenn man die nächste rechts nimmt und ins Parkhaus fährt). Sie hatte das Handy am Ohr, war total ruhig und sprach schon mit ihrem Mann. Ja, die Versicherung hätte sie schon angerufen, da käme jemand. Nein, am Auto sei nix dran. „Ich dachte sie wollen rechts abbiegen… sie haben doch geblinkt!?“ sprach ich sie an. Sie antwortete mir nicht, teilte aber ihrem Ehemann sofort mit dass ich offensichtlich keine Brasilianerin sei. Die Schuldfrage war somit für sie geklärt: Ich komme nicht aus Goiânia, also war es meine Schuld dass sie mir rein gefahren ist. So einfach geht das, in Brasilien. Aber als Ausländer legt man sich ja dann nicht mit der Polizei an, zumal ich versichert bin und das alles bezahlt wird. Verletzt war sie auch nicht. Nicht einmal ihr Auto. Der Landrover, groß und fett wie ein Traktor, hatte nicht mal eine Delle an der Stoßstange, während mein Auto aussah als sei ich mit 80 Sachen ungebremst vor eine Wand gefahren. Wie ich später erfuhr war es wohl ein gepanzerter Landrover mit Stahlstosstange. Das erklärt warum trotz mein Auto trotz unser beider geringen Geschwindigkeiten so hart getroffen wurde und ihr Auto nicht mal einen Kratzer hat. Ich ärgere mich heute sogar ein bisschen, dass ich nicht die Nerven hatte mein Auto zu fotografieren. Ich habe leider gar nicht daran gedacht.

Ich rief als erstes bei mir im Büro an. Netterweise kam Klytya, die bei uns am Empfang sitzt, sofort mit einem Taxi angebraust und regelte alles. Ich stand etwas unter Schock. Zitterte, wusste mein portugiesisch nicht mehr, seltsamer Weise aber sämtliche wichtige Telefonnummern direkt aus dem Kopf.
Unsere Assistentin Saara rief vom Büro aus die Versicherung an, besorgte einen Abschleppdienst.

Die Versicherung der Frau mit dem Landrover kam als erstes. Dann auch ihr Mann. Der Agent machte ein paar Fotos von ihrem Auto, bestätigte dass nichts dran sei, und der Landrover konnte weggefahren werden. Der Mann sagte er mache gutes Business mit der Bayer AG, jaja, kenne er, kenner er. Kein Thema. Nix am Auto. Jaja, Versicherungen austauschen. Passiert. Goiânia halt.

Unter dessen rief ich 5 mal hintereinander zu Hause (in Goiânia) an und hoffte Amber würde drangehen. Tat sie dann auch irgendwann. Ich berichtete ihr und sie war auch etwas geschockt, und wartete dann auf mich zu Hause.

Das Ehepaar fuhr wenig später im Landrover davon und ließ mich, Klytya und den Versicherungsagenten allein um auf den Abschleppdienst und meine Versicherung zu warten. Eine halbe Stunde später trafen diese auch ein und alles war geregelt. Klytya nahm die Sachen aus meinem Auto mit ins Büro (Werbegeschenke, Poster, Banner und Co. welche ich in der Woche vorher nach Rio Verde gefahren hatte) und ich nahm ein Taxi nach Hause.
Eigentlich sollte ich noch zum Arzt, weil mein Auto so krass aussah, aber ich fühlte mich gut körperlich aber mental dermaßen gestresst dass ich nicht noch 2 Stunden im Krankenhaus verbringen wollte. Die Knautschzone hatte ihren Job getan, der Aufprall sah heftig aus, zu spüren gewesen war er aber zum Glück nur minimal. Den Nachmittag hatte mir mein Chef freigegeben, damit ich mich von dem Schock erhole. Da Amber da war, war das auch kein Problem. Wir setzten uns auf den Balkon, bestellten eine Pizza (eigentlich wollten wir ins Shoppingcenter „fahren“ und Sushi essen, aber das war dann ja nicht mehr möglich und Lust hatte ich auch keine mehr) und ich erzählte ihr bestimmt fünf oder sieben Mal den Unfall Hergang und dass ich immer noch nicht verstand, warum die blöde Kuh nicht abgebogen war, und wie mein Auto aussah!

Am Ende kann man sagen: Ich hab echt Glück gehabt. Wenn ich nur schon einen halben Meter weiter vorgefahren gewesen wäre, wäre sie mit ihrer Stahlstoßstange durch die Fahrertür gefahren, das hätte übel ausgehen können. So war es nur ein Blechschaden den die Versicherung ohne Murren bezahlt.
Angeblich auch kein Totalschaden (auch wenn die Versicherung nun schon seit fast 4 Wochen repariert und ich noch nichts davon gehört hab, wann sie endlich fertig sind). Wir werden sehen.

Die Kreuzung meide ich jetzt übrigens.

Montag, 8. März 2010

Die Schönheit, und die brasilianischen Männer

Ich hatte ja, nachdem ich schon über Frauen und ihre Po-Implantate geschrieben hatte, auch versprochen selbiges für die Männer zu tun.
Sicherlich ist es nicht ganz so einfach wie über die Frauen, aber auch die Männer hier fallen in gewisse Klischees, die ich vor allem beim Karneval in Rio beobachten konnte.

First of all: What’s up with those costumes… Da waren beim Karneval doch tatsächlich 70% der Macho-Männer als Frauen verkleidet. Und dann gleich mit Perücken, und Pailletten besetzten Kleidern. Manche sogar mit hohen Hacken, Pumps vom feinsten, wo ich mich doch echt frage warum man sich dass bei 40° und viel Bier antut, wenn man nicht muss. Mir wurde also erklärt, dass die Männer sich Karneval so verkleiden, weil sie sonst nie die Chance haben auch mal die „weiche“ Seite zu zeigen. Das ist in der Macho Gesellschaft nicht geduldet und selbst Karneval nur dann erlaubt, wenn man es total ins lächerliche zieht. Ich fand es einfach nur kurios, und auch ziemlich unsexy, mir betrunkene und meist nicht sonderlich schön gebaute Männer mit Bierbäuche in Miniröcken, falschen Brüsten und bauchfreien Oberteilen anzuschauen.

Aber Karneval in Rio hatte natürlich auch seine guten Waschbrettbäuche, ähm, Seiten. So waren beim Bloco (den Straßenfesten) im Stadtteil Leblon viele besonders schön anzuschauende Männer dabei. Diese allerdings nicht im Frauenkleidern (nicht einmal im Kostüm, denn dafür waren jene jungen reichen Söhne sich zu fein… aber was solls, ich schweife ab und wollte ja auch eigentlich nur gucken und nicht mit diesen Schnöseln feiern…). Also, nicht in Röcken und ausgestopften BH’s kamen jene daher, sondern in Surfshorts und Sonnenbrille. Und sie konnten es sich auch wirklich leisten. Wahrscheinlich gehörten diese Männer zu der Sorte Kerl, die ich auch bei mir im Fitnessstudio beobachten kann. Die sind jeden Tag nach der Arbeit da, machen stundenlang Hantel und Gewichttraining und laufen regelmäßig Marathons auf den Laufbändern. Männer die nie Zeit für Gespräche haben, nie Augen für normale Frauen (nur für die Knackärsche auf denen man ein Bierglas abstellen kann), aber viel Zeit haben für Freizeit, da die meisten von Ihnen irgendwoher Geld haben. Nicht grade die sympathischste Sorte Mann muss ich sagen, aber wenn man mit einer guten Freundin leicht angeheitert bei guter Musik am Strand steht und eben diese Männer im 5-Minuten Takt an einem vorbeilaufen und nicht sehen können wie man sie durch die Sonnebrille anguckt und Noten verteilt, dann sind sie doch herzlich willkommen.
Wir bewerteten Bauch, Arme, Tattoos (Tattoos sind in Brasilien sehr weit verbreitet, darüber evtl. den nächsten Blog Post), Gesicht und wenn wir uns unauffählig hinterher drehen konnten auch den Hintern. Wir verteilten eine Menge guter Noten, vor Allem für die Sixpacks im Taylor Lautner Format, aber leider fielen 80 oder sogar 90% beim Gesicht durch. Angespannt. Hochnäsig. Arrogant. Meist mit Zahnspange.

Okay okay, das war natürlich alles rein objektiv. Naja, subjektiv aber den Mann nur zu einem Objekt machend. Aber die Schönheitsideale machen es einem Mann fast unmöglich normal sympathisch und somit für normale Frauen schön auszusehen. Entweder platzen die Hemden weil die Arme so aufgepumpt, die Brust stolz geschwellt ist. Oder sie platzen vom Bierbauch, der auch sehr häufig vertreten ist (meist so mit 30, wenn dann „endlich“ geheiratet wurde). Und an über 30 jährige mit Zahnspange kann ich mich nicht gewöhnen. Okay, irgendwie klingt das jetzt ein bisschen zu negativ. Zu viele Cowboys in Goiânia… Es ist ja bei den Männern nicht alles verloren, und die vielen nackten Oberkörper waren ja echt schick anzusehen. Aber das Mythos Latin Lover aus Brasilien bleibt mir doch unerschlossen.

Hier meine Tipps für Brasilianer auf dem Weg zur Schönheit.

- Lächeln
- Mund zu beim Kaugummi kauen
- Es im Fitnessstudio nicht übertreiben (nicht nur wg der Muskeln, auch wg der Zeit... jeden Tag 3 Stunden?!)
- Sonnenschutz am Strand nicht vergessen

Frauen empfehle ich übrigens selbiges. Dazu noch: Zeitungen die „Plastica“, „Dieta“ oder „Beleza e Operacao“ heissen, nicht zu kaufen.