Samstag, 20. November 2010

Peru: Cuzco, Sacred Valley & Machu Picchu



Als ich vor 1.5 Jahren nach Brasilien gezogen bin, stand für mich eine Reise ganz oben auf der "To-Do-Liste": Machu Picchu, Peru. Am Ende war es wohl die letzte Reise die ich von meinem zu Hause Goiânia unternommen habe, denn schon in wenigen Wochen geht es zurück nach Deutschland, aber es war sicherlich auch eine der Spektakulärsten.
Dank LAN hatte Franziska, Klaus und ich relativ günstige Flüge bekommen und kamen morgens früh um 7h in Cusco an, nach einem Flug mit wunderschöner Aussicht von Lima ins Landesinnere. Schnell haben wir ein paar Runden geschlafen und dann ging auch schon die Stadtführung los. Innerhalb der Kathedrale darf leider nicht fotografiert werden, aber sie ist sehr kitschig-schön mit viel Gold und mit einem schwarzen Jesus um den sich die lokalen Legenden drehen.
Innerhalb von Cusco sind noch viele Mauern und Teile von alten Inka-Gebäuden zu sehen, und die wissenschaftlichen Grundlagen mit welcher die Inka Hochkultur ihr reich errichtete und regierte scheinen so durchdacht und berechnet, dass man sich doch heimlich die Frage stellt ob wir nicht einfach all unser heutiges Wissen in bauliche Zufälle von damals quetschen.
Natürlich gibt es auch überall Märkte, und lokale Kinder und alte Frauen bieten Kleinigkeiten zum Verkauf an oder aber lassen sich mit den Touristen und einem Lama fotografieren.
Wir besichtigten auch noch einige Tempel und Versammlungsstätten der Inka rund um Cuzco, so zum Beispiel Saksaywoman, eine Struktur mit riesigen herangeschleppten Steinen und viel aufgeschütteter Erde die eine Plane Ebene ergeben um Versammlungen von einigen tausend Menschen der Inkazeit zu ermöglichen. Quasi so wie bei uns heute der Platz vorm Brandenburger Tor zu Silvester, oder aber die Pollerwiesen am Rhein...
Krönender Abschluss des Tages war eine leckere Portion Ceviche (in Zitrone gegarter Fisch mit leckeren Gewürzen) und ein Alpaca-Spieß. Dazu, wie sollte es anders sein: Ein Pisco-Sour. Dank der ungewöhnten Höhe stieg der auch schnell und gut zu Kopf.

Am 2. Tag ging es durch das Heilige Tal und mehrere darin liegende Dörfer und die Inkastätte Ollantaytambo. Wir besichtigten einen Markt dessen Touristen Stände eigentlich für Rundreisende wie uns gedacht waren, aber die Obst und Gemüseabteilung war sehr viel interessanter anzusehen: Buntes Gemüse, Frauen in bunten Gewändern, Frauen mit Kindern oder Ware in riesigen bunten Tüchern auf dem Rücken, und ganz nebenbei noch zwei geschlachtete Ferkel auf dem Boden. Spanferkel, anyone?!
Zur Mittagspause haben wir an einem sehr schönen Lokal gehalten, wo ich wohl das beste Ceviche und das beste Alpaca des Wochenendes in Peru gegessen habe. Im Hinterhof spielte eine Panflöten-Inka-Band wie wir sie aus der Fussgängerzone kennen und man konnte durch den Garten bis an einen Fluss. Im Garten selbst standen ein paar Lamas und Alapacas. Eins davon klein und niedlich, dass beim Näherkommen aber erstmal versucht hat mich zu treten. Hat aber nicht getroffen. Ätsch.
Ollantaytambo ist ein süßes kleines Dorf schon auf halbem Weg nach Machu Picchu und die Inka Terrassen können, wenn man nicht aus der Puste ist, ganz gut bestiegen werden. In der sehr bergigen Region waren Terrassen die beste Möglichkeit gerade Flächen zum Anbau von Nahrung herzustellen. Da die Inkas ja nicht dumm waren, haben sie gleich noch die passenden Aquädukte und Speicherhäuser mit in die Hügel gebaut. Einige der Wasserleitungen funktionieren heute noch und bringen Wasser von den Gletschern. Im Dorf selbst läuft am Strassenrand ein Frischwasser Kanal entlang und versorgt die Häuser der heutigen Bewohner.
Zum Abendessen hab es Meerschweinchen. Mehrfach wurde uns erklärt dass diese Sorte Meerschwein sehr gut für die Gesundheit ist (es sind nicht die lustigen, quiekenden Meerschweinchen die bei den Deutschen Kindern im Stall im Kinderzimmer sitzen) und so haben wir auch das mal ausprobiert. Sehr fettig muss ich sagen. Und nicht viel dran. Zum Glück hatten wir nur eins als Vorspeise bestellt.

Am 3. Tag ging es endlich nach Machu Picchu. Mit dem Auto nach Ollantaytambo und dann mit dem Zug bis nach Aguas Calientes. Von dort fährt ein Bus die Serpentinen hoch. Wir fahren früh da und hatten so Zeit für ein paar Fotos bevor unsere Tour los ging. Es ist wirklich wunderschön dort oben. Man hat einen sehr weiten Blick über das Land, es ist unglaublich Grün und die Tatsache das Menschen Steine bis dorthin gebracht haben ist einfach beeindruckend.
Leider hat es nach dem Mittagessen angefangen zu Regnen, so dass wir dann schon wieder nach Aguas Calientes gefahren sind und noch ein bisschen über den Markt schlenderten, statt die weitere Stunde die wir noch hatten in den Ruinen zu verbringen.
Machu Picchu ist schwer zu beschreiben. Da sprechen wohl die Bilder besser, als meine Worte.

Am nächsten Tag war dann auch schon die Abreise. Wir hatten noch einen halben Tag in Cusco den wir nutzten um ein bisschen durch die Stadt zu schlendern. Dann ging auch schon unser Flieger Richtung Lima. Während Klaus und ich dort auf unseren Rückflug nach Sao Paulo warteten um am nächsten Tag brav zu arbeiten, blieb Franziska noch für eine Konferenz und noch viel mehr Ceviche noch ein paar Tage in der Hauptstadt Perus.
Es war ein kurzer, anstrengender, wunderbarer, erlebnisreicher, lang ersehnter Urlaub. Wow.

Freitag, 22. Oktober 2010

Teil 4: Ja sind wir hier an der Nordsee?

(Teil 1, 2 & 3 wurden in den letzten Tagen veröffentlicht. Der Text sollte in der richtigen Reihenfolge gelesen werden.)

Nach einem kurzen Stint in der American Express Lounge (wir mussten schon wieder über Sao Paulo Guarulhos fliegen), saßen wir endlich im Flieger nach Florianópolis. Wir waren nicht allein. Also, natürlich ist man selten in einem Linienflug alleine, aber diesmal war es voll, und laut, ein Fotograf mit einer dieser beigen Kriegsreporter Westen ließ mit seinem Blitzlichtgewitter das Flugzeug erleuchten und die Kofferablagen waren gefüllt mit Kistenweise Wodka und Johnny Walker. Wir saßen in der Mitte eines Fußballteams.
Wie ich später durch Google herausfand ist der FC Avaí, Fußball Club der Stadt Florianópolis, Erstligist in Brasilien und hatte am Vortag ein Spiel gegen den Verein von Quayaquil, Ecuador. Bis dahin hatte ich aber erstmal viel Freude dabei den Jungs zuzuhören. Es hat keine 5 Minuten gedauert bis sie bemerkten dass wir keine Brasilianer sind und eine andere Sprache sprechen, so dass sie freimütig von „all den schönen Mädchen“ sprachen die sie in Ecuador kennen gelernt hatten, während sie auf einem der Klapptischchen Karten spielten: „Wenn die 'nen richtigen Mann gewollt hätte, hätte die jawohl mich genommen und nicht unseren Zwerg… Die blöde Kuh.“, sprach einer enttäuscht und rückte noch einmal sein verdrehtes und bloß locker auf dem Kopf aufliegendes Baseball Cap gerade.

Nur wenig später waren wir gelandet und holten unseren bei Avis reservierten Mietwagen ab. Zur Sicherheit haben wir noch sämtliche Versicherungen dazu gekauft… Unsere Pousada [Puh-sada; etwa eine Pension] lag nicht weit weg vom Flughafen am Atlantikstrand Campeche und dank einer genauen Wegbeschreibung die mir von einer Mitarbeiterinnen der Pousada „Natur Campeche“ geschickt worden war haben wir sie auch schnell gefunden. Mal wieder war ein ganzer Tag mit Reisen vertan worden, also bezogen wir unsere Zimmer und gingen zum Abendessen in ein Sushi Restaurant in der Nähe, sehr zur Freude meines Vaters.

Am nächsten Tag nach dem Frühstück, bei welchem die Köchin für meine Mutter auf Anfrage ihr erstes weich gekochtes Ei zubereitete, bezogen meine Eltern noch schnell ein anderes Zimmer. Ich hatte eigentlich die Mittelkategorie bestellt (oder bestellen wollen… bin mir nicht mehr sicher), aber sie waren in einem einfachen Zimmer gelandet was für eine Woche dann doch zu eng gewesen wäre.
Danach ging es zum Strand. Bis dorthin sind es nur 50m, eigentlich perfekt, wäre da nicht das Wetter gewesen. Es war bewölkt und windig und für meinen, an 35°C gewöhnten, Körper auch recht kühl. Es hatte ein bisschen was von Nordsee im April. So hatten wir das nicht geplant. Anstelle also faul am Strand rum zu liegen und zu lesen nahmen wir unser Autochen und machten eine Inseltour. Von unserem Dorf zur Stadt Florianópolis und von dort an allen Dörfern und Stränden vorbei bis zur touristisch geprägten und vor Villen nur so strotzenden Nordspitze und dann an dem Inseleigenen großen Binnensee „Lagos da Conceição“ vorbei wieder zurück. Unterwegs haben wir ein paar Mal für Spaziergänge und Kaffee angehalten und haben somit viel gesehen und einen schönen, wenn auch kühlen, Tag verbracht. Wieder in der Pousada haben wir uns den Jacuzzi anstellen lassen (welcher wegen des kühlen Wetters allerdings eine gute Stunde zum aufwärmen brauchte). Während es meiner Mutter für baden zu kalt war, haben mein Vater und ich uns in das bald sehr warme sprudelnde Wasser gesetzt und gequatscht.

Zum Abendessen sind wir auf das die dem Festland zugewandte Seite der Südspitze in das Dorf Ribeirão da Ilha gefahren um dort wo die ersten Siedler auf Florianópolis ankamen Austern und Fisch zu essen. Die Austernzucht und die dazugehörigen Gastronomiebetriebe machen das Dorf für Touristen attraktiv und da wir alle gern Fisch, und mein Vater im Speziellen gern Austern, essen, besuchten wir das von unsere Pousada empfohlene Restaurant „Porto de Contrato“ mit Tischen direkt am Wasser.
Zur Vorspeise gab es für meinen Vater eine „Sequencia de Ostras“, also quasi eine Austernplatte mit 24 Austern in verschiedenen Zubereitungsarten (von jeder 2). Angefangen vom Shotglas mit Auster in Tomatensaft über die klassischen rohen oder auch gratinierten Austern bis hin zu Austern mit Basilikum oder Kokosnussmilch war alles dabei. Mama und ich haben uns Gambas mit Knobi geteilt (das war gut so, die Portion war sehr groß) aber auch bei den Austern mit gegessen. Die klassischen, rohen Austern mit Zitrone waren nach Ansicht meines Vaters nach wie vor die besten, worauf er bevor die Hauptspeise kam noch mal 6 rohe nachbestellte.
Für den Hauptgang hatte ich mir gewünscht mit meiner Mutter eine Moqueca, einen klassischen Fischeintopf mit Kokosmilch, Paprika, Dendê Öl und festem Fisch im Tontopf, zu teilen, da es die nur für zwei Personen gab. Die Idee gefiel ihr, und da wir ahnten dass schon die Sequencia de Ostras Papa ziemlich satt machen würde beschlossen wir dass der Eintopf auch für uns drei zusammen reichen würde. Eine gute Wahl denn der Fischtopf war riesig und wurde mit einem kleinen Salat, Reis, Farofa [Fa-„raw“-fa, geröstetes Maniokmehl] und Co. serviert. Dazu hatten Mama und ich noch ein frisch gezapftes „Eisenbahn Pils“, das einzige brasilianische Bier das nach deutschem Reinheitsgebot gebraut wird und aus der südbrasilianischen Stadt Blumenau stammt, wo dieser Tage kräftig Oktoberfest gefeiert wird. Wir waren alle pappsatt.

Am nächsten Tag hatten wir etwas mehr Glück mit dem Wetter. Wir verbrachten den Vormittag am Strand und als die Wolken aufzogen machten wir uns auf den Weg die Südspitze der Insel zu erkunden. Natürlich nicht ohne für eine Kokosnuss anzuhalten, die es an einem Kliff mit Blick auf den tobenden Atlantik gab.
Am Abend machten wir einen Spaziergang durch das Städtchen am Binnensee Lagoa und suchten uns ein Restaurant wo es für meinen Vater noch mal Austern gab und dann leckere Linguado (Scholle oder auch Flunder) aus dem Südatlantik. Trotz leicht gekippter Stimmung da es, wie lokal üblich, anscheinend nur überbackene und in Sauce schwimmende gegrillte Fische gab, konnte ich meinen Vater am Ende doch davon Überzeugen dass man im eher Serviceorientierten Brasilien alles so haben kann wie man will, woraufhin ich im eine schönes, gegrilltes Filet der Linguado bestellte, mit der Kräutersauce extra serviert so dass er sie probieren konnte aber der Fisch garantiert nicht mehr schwamm oder gar ersauf. So waren am Ende alle glücklich.

Am Tag darauf war auch schon wieder Sonntag. Ich verbrachte den Vormittag mit meiner Mama am Strand während mein Vater nach all dem Eiweiß und Eisen aus Austern und Fisch der letzten drei Tage leider etwas litt und lieber am Pool im Schatten blieb.
Nachmittags ging mein Flieger via Sao Paulo Congonhas zurück nach Goiânia, wo ich um 21h ankam.

Heute ist schon Dienstag und ich arbeite die Woche während meine Eltern noch ein paar Tage Florianópolis und seine Strände genießen. Das Wetter müsste dort jetzt durchweg sonnig sein. Am Donnerstag geht es für die beiden nach Rio de Janeiro weiter, wo ich am Freitagabend auch hinfliegen werde.
Wir werden dort noch einen schönen Freitagabend und Samstag verbringen bevor sie um 23h Samstagabend in den Flieger Richtung Paris Charles de Gaulle steigen und am Sonntagnachmittag wieder zu Hause in Leverkusen sind. Ich fliege dann um 23:30h vom selben Flughafen nach Hause nach Goiânia um den Sonntag zu genießen. Aber davon dann mehr, wenn es soweit ist.

(Fotos folgen bald. Die hat alle meine Mutter.)

Donnerstag, 21. Oktober 2010

Teil 3: Das Abenteuer geht weiter!

(In den letzten beiden Tagen wurden Teil 1 & 2 veröffentlicht. Diese sollten zuerst gelesen werden.)

Am nächsten Tag reisten wir schon wieder weiter. Gepackt, ausgecheckt und gefrühstückt, hatten wir die Idee uns noch den Itaipú Damm anzuschauen. Das größte Wasserkraftwerk der Welt versorgt, laut Lonelyplanet, Paraguay mit 100% und Brasilien mit immerhin 25% der von den Ländern jeweils gebrauchten jährlichen Energie. Was ein echter Ingenieur ist, wie mein Papa, kann ja nicht nach Hause fahren ohne nicht da gewesen zu sein… Ich war mit mir selbst nicht einig darüber, ob es eine gute Idee sei die Koffer im Taxi zu lassen während wir den Damm besichtigen, aber am Taxistand war uns versichert worden dass dies quasi eine Standardtour ist und dann der Taxifahrer vor dem Eingang wartet bis wir wieder da sind und uns dann zum Flughafen fährt.
Mein Vater besorgte uns also einen Taxifahrer, wir luden die Koffer ein, und ab ging die Post. Es dauerte keine 20 Minuten bis der brasilianische Taxifahrer jegliche Sympathie verspielt hatte. Mein Vater fragte ihn, warum sein Renault Mégane (BJ 2007) nach nur 3 Jahren schon 250.000km gefahren sei. Er würde häufig Passagiere nach Buenos Aires fahren (das sind rund 1300km für eine Strecke), denn es kämen über Paraguay so viele Chinesen ohne Papiere nach Argentinien und die wollten in die Stadt. „Human Trafficking, verstehst Du? Die zahlen gut.“ Ich konnte gar nicht glauben was ich da grade gehört hatte, aber ich sagte nichts, denn ich war mir sicher dass weder meine Mutter noch mein Vater die Worte „Tráfico Humano“ herausgehört hatten.

Die Grenzüberquerung nach Brasilien verlief ziemlich ohne Probleme, auch wenn die Dame am Schalter meinen brasilianischen „Ausländer-Personalausweis“ noch nie gesehen hatte und sich deshalb nicht sicher war was sie damit anfange (und wie zum Henker sie mich eintragen) solle. Am Ende wurde ihr aber geholfen und dann war alles gut.
Statt rechts zum Flughafen bogen wir linksrum zum Staudamm ab. Dort angekommen mussten wir feststellen, dass man sich den Staudamm leider nicht allein anschauen kann. Es gibt organisierte, anderthalbstündige Busfahrten mit Filmvorführung und diese hätte zu lange gedauert, dann hätten wir unseren Flug verpasst.
Damit wir nicht gänzlich uninformiert wieder abfahren mussten, durften wir in den Vorraum des Kinos um uns die Fotos und Modelle anzuschauen. Unser Taxifahrer wartete draußen. Als wir 10 Minuten später wieder raus kamen (so viel gab es nun wirklich nicht zu sehen) war das Taxi weg. Es wartete nicht, es war nicht auf dem Parkplatz, es war wie vom Erdboden verschluckt. Weggefahren. Mit unseren Koffern.

Selten war ich so sauer in meinem Leben wie in diesem Moment. Die Wut überkam mich so dermaßen, dass ich die schönen Broschüren mit Fotos einer Ausstellung über Brasilien mit voller Wucht auf den Boden knallte. Ich bin eigentlich kein jähzorniger Mensch, aber über unsere eigene Blödheit aufgeregt brannten bei mir die Sicherungen durch. Ich fuhr meinen Vater an, dass dies ja wohl eine Scheißidee gewesen sei und stiefelte los zum Wachpersonal. Meine Mutter konnte es nicht glauben, und mein Vater blieb (obwohl eigentlich er derjenige ist der sich schnell mal ärgert) sehr gelassen, als belächle er die Situation aus Ansicht eines Dritten, amüsiert auf den „ältesten Trick der Welt hereingefallen zu sein“. Er fragte bei ein paar Ticketverkäufern rum, aber keiner hatte das Taxi gesehen. „Ha! Dann nehm’ ich ein Taxi zurück nach Argentinien. Den find ich den Kerl…“ sagte mein Vater. Zum Glück hatten wir alles wichtige, Pässe und Geld, in unseren Rucksäcken, aber dennoch schwankte ich zwischen blinder Wut und Ungläubigkeit.
Angekommen beim Wachpersonal am Eingang zum Damm sprudelte mein Portugiesisch aus mir heraus als hätte ich nie eine andere Sprache gesprochen. Ich erklärte unseren Verdacht und der Wachmann rief einen Grenzbeamten namens Oliveira an der Grenze nach Argentinien an. Dort käme er nicht durch, es würden nun alle schwarzen Méganes angehalten, aber sollte er über die Brücke nach Paraguay fahren dann hätten wir wohl Pech. Ein paar Minuten später, es erschien mir wie Stunden, kam einer der Ticketverkäufer zu uns rüber. Das sei noch nie passiert, versicherte er meinem Vater in gebrochenem Englisch, er wäre bestimmt nur etwas essen gegangen, dass machten die meisten Taxifahrer so wenn sie warten. Ich glaubte ihm nicht, dass dies noch nie passiert sei, dafür wusste der Wachmann viel zu genau mit wem er reden musste und was zu tun war… aber es gab ein bisschen Hoffnung.
10 Minuten später tauchte unser Taxifahrer tatsächlich wieder auf. Meine Wut verblasste etwas, aber ich war immer noch sauer. Der Wachmann rief wieder bei den Grenzbeamten an um alles okay zu melden, ermahnte mich aber sicher zu gehen dass noch alles in den Koffern ist. Es wäre nicht neu, wenn etwas Wertvolles rausgenommen worden wäre. Zum Glück war nichts rausgenommen worden, aber ich fauchte den Taxifahrer trotzdem an dass er nicht einfach ne viertel Stunde abhauen könnte ohne uns Bescheid zu sagen, zumal wie nur kurz die Fotos angucken waren. Er hätte ja nur ein Sandwich geholt… er lachte und bleckte die Zähne. Er war mir immer noch unsympathisch.
Im Laufe der Fahrt wurde ich wieder etwas lockerer. Der Taxifahrer erzählte uns von seiner Familie, von denen alle bis auf einen Sohn in der Tourismusbranche arbeiten. Sein Bruder fährt auch Taxi, seine Frau putzt in unserem Hotel, seine Tochter organisiert Tagestouren… „Siehst Du, so einer betrügt einen doch nicht…“, sagte mein Vater. Er konnte schon wieder laut über den Vorfall lachen, ich noch nicht. Am Flughafen angekommen luden wir unsere Sachen aus und der Taxifahrer erhielt sein Geld. Das Trinkgeld fiel, auch wenn mein Vater schon wieder lachen konnte, knapp aus. Die Fahrt war aber ja auch kürzer gewesen, da wir nicht die 1,5 Stunden Tour gemacht hatten. Mit übertriebener Sorgfalt öffnete der Taxifahrer alle Türen, schaute unter die Sitze und fragte ob wir auch nichts vergessen hätten. Für mich war das Getue einfach nur noch suspekt und verdächtig. Nennt mich einen Angsthasen oder panisch, ich war froh als ich mit einem Kaffee in der Hand in der Abflughalle saß.


(Morgen erscheint Teil 4.)

Mittwoch, 20. Oktober 2010

Teil 2: Abenteuer im Drei-Länder-Eck

(Gestern wurde Teil 1 veröffentlicht. Bitte Teil 1 zuerst lesen!)

Für den nächsten Tag hatte die Reiseleitung (also ich) die Wahl offen gelassen. Nachdem wir auf dem Ausguck über das 3-Länder-Eck und die beiden Grenzflüsse waren konnten wir entweder die brasilianische Seite der Fälle besuchen, die nicht so spektakulär aber auch sehr schön sein sollte, oder (vielleicht auch ein bisschen des Stempels und der 3-Länder-in-3-Tagen Story) nach Paraguay rüber zufahren um sich das auch mal anzuschauen und im Mona Lisa Shoppingcenter, von dem meine brasilianischen Kollegen auf Grund der „spottbilligen Preise“ schwärmten, ein bisschen einkaufen zu gehen.
Meine Mutter fand die Idee Paraguay zu sehen interessant und so saßen wir kurz darauf in einem Taxi. Um nicht durch Brasilien durchreisen zu müssen, nahmen wir die etwas teurere Route: Mit der Fähre. Die Autofähre fuhr ein Stück den Rio Iguazu, zwischen Brasilien und Argentinien, hinunter und überquerte dann den Rio Paraná (der Paraguay sowohl von Argentinien als auch von Brasilien trennt). Die Fahrt dauerte nicht sehr viel länger als wenn man mit der Fähre den Rhein überquert, aber wir landeten in einer anderen Welt. Schon auf der Fähre sahen wir lauter Kleinbusse, beladen mit Zwiebeln, Bier und Mehl. „Eben alles was in Argentinien billiger ist und in Paraguay schwer zu bekommen“, kommentierte unser Taxifahrer Daniel Ferrer, der wohl deutscher aussah als wir selbst (er hatte, wie wir erfuhren eine Deutsche Mutter).
Wer von euch die Auswanderer auf VOX gesehen hat, die nach Paraguay abgedüst sind (und nach ihrer Ankunft aufgeregt in die Kamera sagten „Oh mein Gott, das ist ja ein dritte Welt land hier!!! …wie ist denn eigentlich der Wechselkurs zum Euro?“) hätte die Landschaft wieder erkannt: Ungeteerte Straßen, Pferde und Kühe die fröhlich im Dorf spazieren gehen, alte Opas die mit dem Bier in der Hand vorm zerfallenen, fensterlosen Haus sitzen, und Wäsche die zum trocknen auf dem (Stacheldraht-)Zaun hängt. „Nein“, bestätigte auch Daniel, „abends würde ich hier nicht allein lang fahren… manchmal verschwinden auch Kinder. Tagsüber ist Paraguay ein Land zum einkaufen, um 4 Uhr ist keiner mehr auf der Straße… die Kriminalität geht bis zum Organhandel“.

Angekommen in der Stadt Ciudad del Este fielen meinem Vater als erstes einmal die vielen Autos ohne Nummernschilder auf. Auf Versicherungen werde kein Wert gelegt, erzählte und Daniel, und wenn er als Argentinier ein Auto aus Paraguay ankatschen würde so würde er zahlen müssen. Würde sein Auto von einem anderen angefahren aber wohl auch, denn die Polizei interessiere dies nicht da sie mit den Verbrechern unter einer Decke stecke und er als Ausländer habe da eh wenig Rechte. Kam mir bekannt vor. Ich erinnerte mich an die Tatsache dass ich in Brasilien auch Schuld am Unfall hatte, weil ich Ausländerin war.
Nicht viel später parkten wir das Taxi auf einem „sicheren“ Parkplatz. Ob man nicht direkt bis zum Shopping Center fahren könnte, fragte ich. Nein, er könne sein Auto ja nicht „irgendwo“ stehen lassen, erklärte mir unser Fahrer. Also stapften wir durch die mit mobilen Ständen und Menschen überfüllten Straßen Ciudad del Estes und ganz wohl war mir bei der Sache nicht. Hinter mir hörte ich meinen Vater sagen „Ich trau’ mich hier gar nicht ein Foto zu machen…“ Nein, besser nicht, dachte ich mir, aber schon in dem Moment hörte ich meine Mutter: „Ach, da kenn ich nix!“ Ich dreht mich um und da stand sie, mitten auf der chaotischen Straße, einen Arm weit von sich gestreckt und den kleinen Fotoapparat locker in der Hand, nicht einmal das Bändel ums Handgelenk geschlungen. Ich werde ihr dankbar sein für dieses Foto wenn es in meinem Reisealbum landet, so wie für viele Fotos die sie in meinem Leben gemacht hat, ganz vorne in der ersten Reihe stehend und mit extra gutem Blitz wenn es mir am liebsten gewesen wäre sie säße ganz hinten und würde bloß kein Aufheben um meine Person machen. Aber ich konnte Mama in dem Moment nicht anders als sie laut anzufahren, den Fotoapparat wegzustecken. Sicherlich bestand für sie in all dem Chaos keine Gefahr, aber vor meinem inneren Auge sah ich schon einen Mopedfahrer vorbeibrausen und die Kamera schnappen. Das wäre schade um die Fotos der letzten Woche gewesen und auch schade um den Apparat. „Jajaja, ich pack’s ja schon weg…“ sagte sie mit halb erschrockenem, halb frechem Gesicht.
Angekommen am Shoppingcenter verabredeten wir uns mit unserem Taxifahrer für 1,5 Stunden später. Es wurde uns schnell klar, dass die Lobhudelei der sensationellen Preise durch meine brasilianischen Kollegen für Europäer keineswegs zutraf. Die Produkte waren zwar rund ein Drittel (im Falle WII sogar 75%) billiger als in Brasilien, aber in Deutschland oder den USA ist es dennoch wesentlich günstiger. Trotzdem fanden wir zwei Schnäppchen: Ein flaschengrünes Lacoste Poloshirt für meinen Papa und eine lila Kapuzenjacke von Puma für mich. Dann setzten wir uns in ein Café, tranken ein Wasser, aßen ein Sandwich und beobachteten wie die brasilianische Schickeria Designerwaren auswählte. „Aber der da ist kein Brasilianer“, meine Mama zeigte auf einen dicken Herrn mit goldener Rolex, „guck, der hat da die paraguayische Flagge auf dem Hemd!“ – „Das ist nicht die Flagge von Paraguay, Mama… das ist die Flagge von Tommy Hilfiger!“ – „Oh…“

Wieder sicher und heil auf der Fähre angekommen musste ich etwas enttäuscht feststellen, dass wir in Paraguay an der Grenze gar keine Stempel in unsere Pässe bekommen hatten. „Paraguay… es Paraguay.“, war der Kommentar unseres Taxifahrers dazu. Aber was soll’s. Wir hatten einen spannenden Tag und können behaupten in 3 Tagen 3 Länder in Südamerika besichtigt zu haben.
Den Rest des Tages verbrachten wir halb dösend oder lesend am Pool des Hotels. Wie schön wenn man sich von einem Abenteuer so luxuriös erholen kann.

Zum Abendessen waren wir in einem superschönen Lokal wo mein Vater ersteinmal kurz über die Preise schockiert war, bis er bemerkte dass man ja von Peso zu Euro durch etwas mehr als 5 teilen muss, und nicht durch etwas mehr als zwei wie beim Brasilianischen Real. Die Portionen, gerade das Fleisch, waren allerdings dennoch so gewaltig, dass man sich locker zu zweit etwas hätte teilen können.

(Morgen erscheint Teil 3. Da ich nur die Fotos aus dem Naturpark Iguazu besitze, werden die anderen in ein paar Wochen nachgereicht)

Dienstag, 19. Oktober 2010

Mama und Papa zu Besuch! - Teil 1: Ankunft und Wasserfälle



Meine Eltern sind am Vormittag des 08. Oktober, mit ein wenig Verspätung, in Goiânia gelandet. Eigentlich hätte ich an dem Tag ein Seminar zu sicherem und vorrausschauendem Autofahren gehabt, was ich aber abgesagt hatte um den Consultant des Zertifizierungsprogramms nachmittags in einer anderen Stadt abzuholen und zum Flughafen zu fahren. Diese Fahrerei wurde zwar auch wieder abgesagt (der Consultant wurde bis in mein Büro gebracht) aber ironischer Weise wurde ich als ich nicht beim Seminar war sondern meine Eltern abholte an einer roten Ampel geblitzt. Eine rote Ampel zu überfahren ins in Brasilien eigentlich manchmal sogar normal. In Deutschland ist es grober Unfug. In beiden Ländern ist es aber, wenn man geblitzt wird sehr teuer. Währen man in Deutschland noch eine Reaktionszeit mit einbezieht, wird hier geblitzt sobald die Ampel von Gelb auf Rot springt, selbst wenn man nur noch mit dem Hinterreifen über die Induktionsschleife rutscht. Genau deshalb bin ich mit so was auch eigentlich besonders vorsichtig und wenn ich die Blitze sehe stehe ich meist schon bei Gelb. Dummerweise aber nicht dieses Mal. Ich habe nicht einmal gesehen dass es eine Ampel gab. Ein LKW der vor mir fuhr verdeckte die Sicht auf die hängende, auf der anderen Straßenseite befestigte, Laterne und somit sah ich das rote Leuchten erst direkt über meinem Kopf als ich schon längst über die Kreuzung war. Ich bin ja mal gespannt ob was ankommt.
Der Freitag war noch ganz relaxt. Wir sind erstmal nach Hause um zu duschen und dem Wetter angemessene (kürzere) Kleidung anzuziehen und dann haben wir mit meiner Kollegin Sthela zu Mittag gegessen. Danach konnten meine Eltern ein Nickerchen machen während ich unseren Consultant in Empfang nahm, mit ihm die vergangene Woche durchsprach und ihn dann, an der unsäglichen, versteckten Ampel vorbei, zum Flughaften brachte. Abends mussten meine Eltern sich dann meinen Gesangsunterricht antun… Ich war so nervös, dass ich kaum einen Ton raus brachte und selbst das Aufwärmen der Stimme musste drei oder vier Töne früher (tiefer) beendet werden als normal. Oh je.

Samstag und Sonntag haben wir uns erstmal die Gegend (selbstverständlich und zum Verdruss meines Vaters inklusive Shopping Center) angeschaut. Sie haben ein bisschen was von dem Land zu sehen bekommen, dass ich während meiner Arbeit so durchfahre und wir waren, mit vielen anderen Wochenendausflüglern, an einem Wasserfall mit Badesee versteckt in den Hügeln von Pirénopolis. Dazu ein bisschen relaxen auf dem Balkon, ausgiebig mit vielen Früchten frühstücken und im Park Kokosnüsse schlürfen.

Am Montag ging es dann richtig los. Früh aufstehen und über Sao Paulo Guarulhos nach Foz do Iguacu, im Drei-Länder-Eck von Südamerika. In Sao Paulo hatten wir einige Stunden Aufenthalt, aber das war gar nicht so schlimm. Denn währen eine goldene American Express Card in Deutschland, Europa, gar nichts Besonderes ist, hat man in Brasilien damit Zutritt zu speziellen American Express Lounges. So konnten wir unsere Zeit mit gutem Kaffee, Internet, oder lesend auf dem Sofa vertrödeln.

Von Foz do Iguacu aus (Brasilien) hat uns dann ein Taxi nach Puerto Iguazu (Argentinien) gefahren, wo ich uns ein schönes Hotel mit kleinen Apartment Bungalows reserviert hatte. Die Grenzüberquerung per Taxi war kein Problem, dennoch wurde mir klar wie froh wir über das Schengener Abkommen und die stempelfreie Herumreiserei in Europa sein können… Angekommen und eingerichtet machten wir uns auf den Weg das Städtchen (mit gerade einmal 45.000 Einwohnern wesentlich kleiner als das mit 300.000 Einwohnern belebtere, aber auch kriminellere Foz do Iguacu). Es dauerte ein Weilchen bis wir eine Bank gefunden hatten. Danach wussten wir irgendwie nicht so Recht und waren außerdem durstig, so dass wir uns kurzer Hand auf die Veranda eines Restaurants gesetzt haben um etwas zu trinken. Hier blieben wir dann auch noch zum Abendessen und fielen dann relativ früh ins Bett um rechtzeitig aufzustehen um zu den Wasserfällen zu fahren.

Nachdem Frühstück stoppten wir den Bus „El Practico“ direkt an der Straße vor unserem Hotel und stiegen etwa 45 Minuten später, nach einer rasanten Fahrt, vor dem Eingang des Naturparks wieder aus. Schnell waren wir am einzigen Kartenschalter angekommen. Wie sich herausstellte konnte man dort aber nicht mir Karte bezahlen sondern nur und ausschließlich mit Pesos. Und weit und breit keine Bank. Wie sich aber dann herausstellte, befindet sich im Park ein Bankautomat und würde ich meine ID hinterlegen könnte ich auch durchgehen und Geld abheben. Ich trabte also los, mit meiner brasilianischen EC Karte in der Hand, fand nach einigem Suchen die Bank und war endlich an der Reihe. „Sie haben eine ungültige Aktion gewählt. Wollen Sie eine andere Aktion durchführen?“ – Meine Karte funktionierte nicht. Ein häufiges Problem in Südamerika, dass Karten mal hier und mal da funktionieren, aber in diesem Moment, an der einzigen Bank weit und breit, hatte ich nicht damit gerechnet. Ich ging also wieder zurück. Meine Mutter hatte nur ihre Kreditkarte dabei und wusste die PIN nicht, das war also auch keine Option. Zum Glück hatte mein Vater aber noch eine EC Karte der Sparkasse Köln/Bonn in der Tasche, mit der das Abheben glückte. Endlich hatten wir Pesos, und da ich in Brasilien lebe bekam ich sogar noch einen Rabatt von etwa 50%. Leicht verspätet traten wir in den Park und machten uns auf die Suche nach den Fällen.
Schon auf den ersten paar Metern kam uns eine ganze Familie Coatis [Ko-Ah-Tihs] entgegen. Die tagaktiven, aus der Familie der Waschbären stammenden Tiere sollten uns noch öfter begegnen, allerdings nicht mehr als Familie im Wald sondern unter die Touristen gemischt die auf Plastikstühlchen in der Nähe der Snackbar sitzen: Die Tiere, wie die Nordamerikanischen Waschbären auch, kramen gern im Müll und mögen „Menschenfutter“ so sehr, dass sie dafür sogar kratzen und beißen würden.
Die Wasserfälle wurden von mal zu mal schöner und imposanter und die schiere Masse des Wassers (1500 Badewannen voll pro Sekunde) die über den Rand der mehr als 150 kleinen und großen Wasserfälle fiel war wunderschön anzuschauen. Wir verbrachten den ganzen Tag im Park und sahen zum krönenden Abschluss den Teufelsschlund „Garganta del Diablo“, den größten Wasserfall des Iguazu Flusses. Iguazu kommt übrigens aus der lokalen Indianersprache und heißt so viel wie „großes Wasser“. Kann man so unterschreiben, denke ich…

(Teil 2 erscheint morgen. Fotos kommen heute Abend noch nach)

Samstag, 18. September 2010

USA

Jaja, ich weiss, eigentlich habt ihr es alles satt zu lesen wie gut es mir geht und wie toll alles ist. Dummerweise muss ich noch einen draufsetzen: Die 10 Tage Urlaub mit meinen MBA-bffs Amber und Kaoru waren total genial und den Reisestress absolut wert. Aus vielerlei Gründen und gewillt möglichst viele MBA Kollegen zu treffen, Cirque de Soleil's KÁ zu sehen, und ausserdem in Texas einen Truthahn zu frittieren kamen wir dazu die USA mehr oder weniger zweimal zu überqueren um alles unter einen Hut zu bringen.
Wir trafen alle mit unterschiedlichen Flügen aber mehr oder weniger zur gleichen Zeit am Samstag in Las Vegas ein (Kaoru aus Tokyo, Amber aus Austin und ich aus Goiânia), haben uns in Las Vegas köstlich amüsiert, am Pool gelegen, in Clubs bis zum umfallen gefeiert, eine tolle Show gesehen und ganz nebenbei noch alle drei (ein bisschen) Geld gewonnen.
Danach ging es ab nach Washington. Eine Stadt die mich beeindruckt hat. Wirklich schön und sauber und recht klein. Es gab viel zu sehen, und für Kaoru und mich viel zu fotografieren. Ausserdem konnten wir Ricardo, Julianna, Paul, André und Fanny treffen, die ich alle seit der Graduation Party in Madrid (Dezember 2008) nicht gesehen hatte.
Zu guter letzt mussten wir natürlich noch nach Austin, Texas, um Amber's neue Wohnung zu sehen, in riesigen Schwimmreifen stundenlang den Fluss abzufahren, und nicht zu letzt bei Amber's Patentante einen "kleinen" Truthahn zu frittieren. Amber's Familie selbst hatte das noch nie gemacht, aber nachdem Amber in Madrid so viel vom frittierten Vogel ihrer Tante erzählte und mir, dem Küchensklave bei den Vorbereitungen des Madrider Thanksgivings, versprochen hatte dass "sollte ich jemals Fuss in Texas setzen, ich einen frittierten Truthahn serviert bekomme", musste Wort gehalten werden. Tom, Ambers Vater, hat sich also vom Schwager alles genau erklären lassen und für uns flux einen Truthahn in siedendes Erdnussöl getaucht. Und, was soll ich sagen, frittierter Truthahn kann sich sehen lassen!

Über die Reise selbst könnte ich wohl Romane schreiben. Wer Amber, Kaoru und mich kennt wird ahnen, dass wir die drei Städte nicht geschont haben. Und uns auch nicht. Ein Marathon quer durch die USA (ich habe sogar den Grand Canyon gesehen, wenn auch nur von oben aus dem Flugzeug). Genaueres folgt, in Bildern:

Donnerstag, 2. September 2010

Kafka, die Zweite! - Autofahren

Ich weiss nicht ob sich noch jemand erinnert, aber letztes Jahr um diese Zeit habe ich einen Blogpost veröffentlicht, in dem ich die gewagte (wirklich?) These aufgestellt habe, dass wenn sich jemand die Bürokratie Brasiliens geplant und ausgedacht hat, dann müsse das wohl Kafka höchst persönlich gewesen sein. Damals ging es um einen Fernseher, heute geht es um mein Auto und meinen Führerschein.

In Deutschland läuft ein Führerschein ja erstmal gar nicht ab. Es ist ja nicht mal ein wiederholter Sehtest in hohem Alter vorgeschrieben, wobei das ja womöglich sogar noch sinnvoll wäre. Hier läuft der Führerschein, je nach Status des Inhabers, nach ein bis ein paar Jahren (mehr oder weniger willkürlich gewählt) ab und muss für viel Geld (Papierkram, Tests, und Co.) verlängert werden.
Ich hatte bisher ein kleines Papierchen aus Sao Paulo welches besagt ich dürfe mit meinem Deutschen Führerschein Autofahren. Dies zu bekommen war kein Akt: Übersetzung des Führerscheins einreichen, Schnipsel abholen, fertig. Der war ein halbes Jahr gültig und wurde daher im Dezember, in Sao Paulo, ohne Probleme verlängert. Was schloss ich daraus? Dass ich im Juni wieder nach Sao Paulo fahre und wieder ohne Probleme verlängere. Doch weit gefehlt! So bekam ich also am Abend vor meinem Termin (der, wie passend, am vorletzten Tag des Ablaufdatums lag) eine e-mail die besagte dass das ja alles so gar nicht richtig sei, denn ich sei ja nun schon ein Jahr in Brasilien, und wenn man ein Jahr da ist, braucht man den brasilianische (Original-)Führerschein und den bekäme ich nicht in Sao Paulo sondern in Goiânia, wo ich nun mal wohne. Gut, das ist ja erstmal nicht so schlimm. Dachte ich. Aber dann wurde mir der Prozess (am Telefon) erklärt:

1.) Dokumente sammeln. Da die Systeme der Verkehrsämter nicht verbunden sind, sind die Dokumente die ich in Sao Paulo abgegeben habe nicht in Goiânia im System. Ich muss also alles neu einhändigen. Legalisierte Kopien von Pass, brasilianischer ID, Steuernummer, Führerschein und Co. Sowie eine notariell beglaubigte Übersetzung meines Führerscheins. Die Übersetzung, so wusste ich, existierte schon in der Personalabteilung in Sao Paulo, also habe ich die Praktikantin in der Abteilung für Expats angerufen und sie gebeten es mir mit dem „Malote“ (wörtlich Köfferchen, einer Tasche die morgens von Sao Paulo mit dem ersten Flug nach Goiânia kommt, und abends mit dem letzten wieder zurück fliegt) schicken, damit es am nächsten Morgen da ist. Die Gute hat es dummerweise in der Post eingetütet, so dass es erstmal ne Woche dauerte.
2.) Dokumente beim Verkehrsamt vorlegen. Klingt einfach, isses aber nicht. Nach einigem Fragen saß ich endlich in einem Raum mit vielen Wartenden, ein Nümmerchen in der Hand. Als ich endlich dran war, sagt mir die nette Dame ich sei leider falsch. Hier könnte ich den Führerschein nur beantragen. Dazu müsste aber zunächst ein Prozess gestartet und meine Dokumente akzeptiert werden. Zunächst wurde ich also in ein kleines Büro geschickt, wo jemand anhand der selben Liste die ich mir per Telefon besorgt hatte eins zu eins raussuchte ob ich auch alle Kopien habe. Ich nehme an dass ist so was wie bei uns der schlechteste 1-Euro Job. Danach wurde ich in ein Büro geschickt wo ich den Prozess starten solle. Ich bekam ein Blatt wo ich brav noch mal alle Informationen die auf meinen Kopien sind eintragen sollte, um dann abzuzeichnen dass ich alle Kopien beigelegt habe. Das gab ich dann einer netten Sekretärin, die mich fragte ob ich schon beim Typ nebenan war und auch alle Kopien hätte die er auf der Liste hätte. Ich bejahte dies und sie „startete meinen Prozess“. Das heisst zu Deutsch: Sie hat alle meine Kopien und den Fragebogen lieblos zusammen getackert, ein Label mit meinem Namen und einer 6-stelligen Nummer ausgedruckt, dieses draufgeklebt, ein zweites Label gedruckt, auf einen post-it Zettel geklebt und mir als „Prozess Protokoll“ in die Hand gedrückt. In etwa einer Woche (zu Deutsch: eher mehr, vielleicht zwei, schauen wir mal, nix genaues weiss man nicht) könne ich die Service Nummer anrufen und fragen ob meine Dokumente akzeptiert seien.
So weit bin ich bis jetzt. Es ist noch nichts akzeptiert… Aber immerhin hat sich jetzt mal die Service Firma gemeldet, die von Bayer bezahlt wird um mir bei so was zu helfen. Denen hab ich erstmal erzählt dass ich 3 Wochen nach meiner Anfrage keine Hilfe mehr brauche, da ich dass schneller und billiger allein hinkriege. Das sind die natürlich nicht gewohnt gewesen und haben sich entschuldigt, waren aber offensichtlich beleidigt. Mir egal, mit denen hat ich eh immer nur Ärger.
3.) Sobald dann aber (vielleicht, oder auch nicht) meine Kopien als echt und für gut befunden werden, kann ich mir einen neuen Zettel abholen. Damit kann ich dann zum Sehtest (mal schaun wie ich da durchkommen soll… da werden beide Augen auch einzeln getestet. Prost Mahlzeit). Nach dem Sehtest muss ich zum Psychologischen Test. Dann muss ich auf die Dokumente warten. Dann eine Nummer ziehen, die Dokumente einreichen, und hoffentlich endlich den Führerschein beantragen. Dann wieder warten. Achso, bezahlen muss man natürlich noch vorher. Jeden Test einzeln und dann noch die Beantragung. Passender Weise gibt es Geldautomaten von allen großen Banken, denn man kann nur Cash bezahlen (womöglich auch dadurch zu erklären dass die Preise je nach Person und deren Gefallen am Antragssteller die Preise zum schwanken bringen). Dann aber wirklich wieder warten. Wie lange weiss ich nicht. Will mir auch gar keiner erzählen.
4.) Dann muss ich wieder zum Verkehrsamt und ein Foto machen (muss man speziell da machen und natürlich auch sofort Cash bezahlen). Das schicke Portrait wird dann auf einen leicht zu fälschenden grünen Wisch geklebt, der eine Woche Gültigkeit hat. Es ist der vorläufige Führerschein.
5.) Eine Woche später (Mehr oder weniger. Eher mehr.) kann man dann den richtigen Führerschein abholen: Ein leicht zu fälschender grüner Wisch, aber nicht mit aufgeklebtem sondern mit aufgedrucktem Foto und irgendeinem Siegel. Das ist dann mein brasilianischer Führerschein. Bei Ausländern hat er etwa 1-3 Jahre Gültigkeit (entweder bis Ende Juli, oder Ende Dezember), kommt auch ein bisschen auf das Visum an. Da meins im Juni 2011 ausläuft, reicht das womöglich nicht mehr für einen Führerschein bis Juli 2011 (Dezember schon mal gar nicht). Dann fängt der Quatsch für mich wenn’s schief läuft schon im Dezember wieder von vorne an, aber ich hab Hoffnung dass das doch irgendwie anders läuft. Denn nur weil das so Vorschrift ist, heißt das ja noch lange nicht dass es auch so sein wird. Wir werden sehen.

Ist aber ja alles nicht so schlimm, denn: Autofahren kann ich im Moment eh nicht. Mein Auto ist in der Reparatur. Der Anschnallgurt ist kaputt (geht nicht mehr vor noch zurück) und muss ausgetauscht werden. Da es sich um eine Spätfolge des Unfalls handelt, muss die Versicherung das zahlen. Diese brauchte aber erstmal 4 Tage um den Anspruch auf Reparatur zu klären. Als sie dies dann endlich getan hat, sagt mir der gute Mann von der Werkstatt: Oh, ja dann muss ich jetzt mal gucken ob wir den Gurt überhaupt haben. SERIOUSLY? Das hätte der nicht schon am Montag machen können, als ich ihm meinen VW vorbei gebracht habe? Kommt aber noch besser: Der Gurt für meinen „Parati“ (vergleichbar mit einem älteren Passat und hier absolut KEIN seltenes Auto) ist im Moment bei der ganzen Werkstattkette nicht zu haben und muss erstmal bestellt werden. Dauert wohl so 7 Tage.
Heute rief ich daraufhin wieder an, ob der Gurt denn dann auch morgen da sei und ich mein Auto eventuell am Freitagmorgen abholen könnte. Nein, der Gurt sei noch nicht da und überhaupt hätte die Versicherung ja den Anspruch noch gar nicht geklärt (doch, doch, hatte sie) oder dieser sei noch nicht angekommen.
Die Versicherung hat daraufhin heute alles noch mal geschickt, und mir eine Prozess Nummer geben und es mir in Kopie geschickt. So wurde es mir zu Mindest am Telefon gesagt. Bisher ist bei mir noch nichts angekommen, und auch wann der Gurt erhältlich sei (er sei nirgends auf Lager, die 7 Tage beziehen sich von „Auf Lager“ bis „In Goiania“).

Mensch, ein Sicherheitsgurt! In einer riesigen Werkstatt die ständig Unfallautos repariert! Das kann doch nicht so kompliziert sein! Und wieso kann der Typ nicht selbst mal bei der Versicherung nachhaken, wenn die Kommunikation zwischen deren Systemen nicht klappt?

Wie gut dass ich am Freitag erstmal eine Woche Urlaub hab. Ich hab schon schlecht geträumt letzte Nacht vor lauter Bürokratie und für andere deren Arbeit organisieren. Aber dazu ein andermal mehr.

Mittwoch, 1. September 2010

Tischmanieren

Ich glaube ich habe schon öfter moniert, dass die Tischmanieren in Brasilien zu wünschen übrig lassen. Und ich rede hier nicht davon, in welcher Reihenfolge das Besteck benutzt wird oder wie man Austern öffnet und Hummer halbiert. Es geht um Kleinigkeiten, die ich gelernt habe zu ignorieren, aber deren tiefe Verankerung in meinem Verhalten sich doch immer wieder bemerkbar macht.

So wünsche ich zum Beispiel „Guten Appetit!“ und ernte fragende Blicke, oder lege mein Besteck auf dem Teller zusammen wenn ich fertig bin und werde tatsächlich gefragt wieso.

Meine Eltern scherzen gerne, dass ich mit 3 Jahren bessere Tischmanieren hatte als heute. Sie erzählen die Geschichte, wie ich als Kleinkind im Restaurant in Spanien schon wusste wie man sich zu benehmen und wie man zu essen hat und dass sogar irgendwer erwähnte wie toll das Kind das alles schon kann.
Zugegeben, wenn es heute Abendbrot zu Hause gibt setze ich schon mal in Gedanken den Ellbogen auf (und werde sogleich von meinem lieben Paps ermahnt, obwohl er höchstwahrscheinlich erst 5 Minuten zuvor noch mit den Ellbogen auf dem Tisch sein Stück Weißbrot über dem Teller zerrissen hat) oder lege, weil ich nicht darüber nachdenke, Messer und Gabel für alle falsch rum hin weil ich das Messer lieber in der linken Hand halte. Aber immer hin weiss ich wie ich Messer und Gabel zu halten habe, auch wenn in der falschen Hand. Ich schliesse meine Hand nicht in einer Faust um das Besteck, halte meine Hände über der Tischplatte und nicht darunter versteckt, und schneide nicht alles schon mal klein um dann nur noch mit der Gabel das Gemüse-Fleisch-Kohlehydrat-Gemisch über den Teller zu schieben bis dieselbige gut gefüllt zum Mund, bzw. der Mund zur Gabel geführt werden kann.
Wobei man sagen muss, dass das Kleinschneiden sämtlicher sich auf dem Teller befindlichen Zutaten in sofern in Brasilien angebracht ist, als dass nun mal alles zusammen und durcheinander gegessen wird. Eine Mittagsportion die sich aus Lasagne, Reis, Bohnen, Fischbällchen, Pommes, Steak, Salat, Früchten und frittiertem Käse zusammensetzt ist keine Seltenheit und die Explosion der Aromen scheint nur dann perfekt wenn man alles durcheinander isst. Hab ich mir zu Mindest sagen lassen, denn auch wenn ich großer Fan von „untereinander“-Gerichten bin (mein Favorit: Kartoffeln und Möhren untereinander) geht mir das dann doch zu weit.

Aber ich schweife ab, denn wie gesagt, dass sind alles Dinge an die man sich gewöhnen kann. Andere Länder andere Sitten. Das einzige was ich wirklich nicht akzeptieren kann, ist das beim essen nicht gewartet wird.

Wer sitzt, fängt an zu essen. Beim Mittagessen mit Buffet ist also der erste schon fertig wenn der letzte der Gruppe an den Tisch kommt. Das geht soweit, dass bei meiner Freundin zu Hause die Mutter noch nichts gegessen hat wenn alle fertig sind, weil sie dafür zuständig ist alle zu servieren und der erste ja schon fertig ist wenn der letzte seinen Teller gereicht bekommen hat, und dann muss ja sofort die zweite Runde losgehen. Selbst wenn alles auf dem Tisch steht serviert sich der Vater nicht selbst sondern fragt seine Frau, die womöglich noch aufstehen und um den Tisch laufen muss um zu servieren. Und wenn dann endlich alle was haben und sie sich setzt und auch isst, stehen alle auf sobald sie fertig sind. Lassen alles stehen und liegen und gehen Fernsehen. Dann kann sie allein zu Ende essen, aufräumen und spülen.

Selbst im Fernsehen, in der neuen Werbung für tolles Wunderpulver welches Tiefkühlbohnen beim kochen die Farbe zurück gibt, nutzt diesen Umstand. Die Tochter und der Vater kommen mittags durch die Tür und strahlen die Mutter an, wie gut es riecht und wie toll die Bohnen aussehen. Die Mutter sagt daraufhin sie schmeckten sogar sehr gut, man solle nur den Sohn ansehen der schon aufgegessen hat. Der Teller sei leer geputzt. Daraufhin serviert die Mutter Tochter und Vater das essen und geht zurück in die Küche und sagt sie käme dann auch gleich zum essen. Tochter und Vater hauen rein, und dann kommt ein Schnitt zur tollen Marke und dem Werbeslogan.

In fast allen Werbespots für Gerichte ist es so ähnlich. Haltet mich für spießig, aber jedes Mal wenn ich diese Werbung oder ähnliche Werbung sehe fällt mir das auf und ich frage mich warum hier nie zusammen am Tisch gegessen wird, bzw. nicht richtig zusammen.

Tischmanieren sind wohl kulturelle Güter, so fest verankert dass man sich schämt wenn andere sich so daneben benehmen. Kulturelle Güter, so fest verankert, dass man das sich zusammen reissen muss um den Mund zu halten und nicht zu versuchen Erwachsene Menschen, mit anderen Werten wenn es um Tischmanieren geht, schnell noch umzuerziehen. (Und das bei meinem sowieso schon starken Drang des Besserwissens! Stellt euch vor!).

Ich bemühe mich also, mich zu benehmen und mich anzupassen, meine Tischmanieren zu handhaben wie ich sie gelernt habe aber mir nicht anmerken zu lassen dass mir was gegen den Strich geht.
Mein „Guten Appetit!“ werde ich allerdings nicht los. Sobald ich Messer und Gabel in die Hand nehme, sage ich automatisch „Guten Appetit!“ so wie man nach dem Aufstehen „Guten Morgen!“ wünscht und zum zu Bett gehen eine „Gute Nacht!“.
Ich nutze dies dann geschickt, um zu erklären dass man sich in Deutschland „Guten Appetit“ wünscht wenn alle gemeinsam anfangen zu essen. Vielleicht kann ich den ein oder anderen ja doch noch davon überzeugen…

Mittwoch, 18. August 2010

Dinge

BRIC Staat, Globalisierung, Expat Communities und mehr. Ausländer sein kann trotzdem manchmal schwer sein, weil Dinge fehlen. Dinge die vorher einfach waren, Dinge denen man mit fast schon nihilistischer Gleichgültigkeit begegnet ist, Dinge, die eigentlich gar keine Dinge sondern Situationen, Situationen, die eigentlich gar keine Situationen sind sondern Augenblicke, Augenblicke, die Heimat bedeuten obwohl man sie zuvor nie wahrgenommen hat.
Es sind die Dinge, die man vermisst und auf die man sich freut wenn man ankommt, zurückkommt, und wach ist und gelehrt sie zu bemerken.

Spricht man darüber was man im fremden Land, fern der Heimat vermisst, so fallen einem Kölsch ein, oder Mettbrötchen, danach vielleicht Sicherheit, Organisation, die Autobahn, schnell schiebt man noch ein „und natürlich meine Freunde und Familie“ hinterher. Aber all das ist es nicht, was ich meine.

Ich meine den Klang eines Biergartens im Sommer.
Ich meine die gemeinsame Stille die nach jahrelanger Freundschaft ihre Peinlichkeit verloren hat.
Ich meine das „Mitreden können“ wenn Kinderserien und –Lieder zitiert werden.
Ich meine den Duft der Luft nach einem Sommergewitter.
Ich meine die aufgewirbelten Blätter im Herbstwind.
Ich meine das Klingeln einer Fahrradklingel auf dem Radweg.
Ich meine das Vogelgezwitscher das man hört, wenn im Sommer spät die Sonne untergeht.
Jahreszeiten.
Ich meine die Ruhe kurz bevor der erste Schnee fällt.
Ich meine die Soundkulisse der Muttersprache in einer Menschenmenge.
Ich meine die Vertrautheit von Bäumen und Pflanzen, selbst an unbekannten Orten.
Ich meine den Geruch einer Bäckerei am Sonntag Nachmittag.
Ich meine das Klacken des Zeigers einer Bahnhofsuhr an einem leeren Bahnsteig.
Ich meine die Vertrautheit die in der Luft liegt und einen bestärkt.

Ich meine, Papa in den Arm nehmen zu können wenn er eine traurige Nachricht überbringt anstatt sprachlos und traurig am Telefon zu sitzen, auf der anderen Seite der Welt.

Freitag, 6. August 2010

Raubüberfall

Von der Liste der aufregenden Erlebnisse Südamerikas kann ich nun wieder eins streichen. Und nein, ich rede nicht von den 3 Wochen Konferenz mit 20 bierbäuchigen Kollegen, obwohl auch dass eine Rubrik verdient hätte... Nein, nein. Ich bin tatsächlich überfallen worden. Und dass nicht allein, sonder zusammen mit Mari und Alessa.

Aber ich sollte von vorne anfangen.

Alessa und Mari haben letzten Freitag (30.06.2010) ihre diesjährige Backpacking Reise angetreten. Auf dem Programm stehen Brasilien / Paraguay / Bolivien / Argentinien, oder was davon eben möglich sein wird in 5 Wochen.
Der Flug ging zunächst nach Rio de Janeiro, da musste ich also natürlich auch hin. Ich liebe Rio, und dann am Wochenende, und mIt Alessa und Mari, das lässt man sich ja nicht entgehen.
Um 18h hab ich die beiden also am Flughafen in Empfang genommen und dann gings mit dem Taxi einmal quer durch die Stadt nach Humaitá zu meinen wunderbaren IE Kumpels Rafael und Rodrigo, die so lieb waren uns ihr Gästezimmer anzubieten. Wir waren dann noch etwas trinken, mit Blick auf Rio's Marina, und dann ging es auch bald ins Bett denn jet lag, Arbeit und Co. hatten ihre Opfer gefordert.
War aber auch besser so, denn am nächsten Tag sind wir schon früh aufgestanden um zur Christus Statue auf dem Corcovado zu fahren. Wir haben Tickets für 11h bekommen und hatten von oben eine super Aussicht... also, nachdem wir uns durch die Massen gekämpft hatten... :D
Danach sind wir nach Leblon, dem wohl sichersten reichen nicht-touristischem Stadtteil mit schönem Strand direkt neben Ipanema. Von dort haben wir uns in Etappen fortbewegt: Füße ins Wasser, im Sand sitzen, spazieren, auf der Promenade sitzen, einen Caipi trinken, Füße ins Wasser, noch einen Caipi trinken, spazieren, ... bis wir in Ipanema waren. Rodrigo und Rafa waren zu einer Hochzeit gefahren und wollten erst Sonntag nachmittag wiederkommen, also sind wir heim, haben uns umgezogen und sind was essen gegangen und haben gequascht. Ein relaxter schöner Tag.

Genauso wollte wir am nächsten Tag natürlich auch weitermachen, aber da kam wohl was dazwischen. Nach dem Frühstück wollten wir uns in Rio's Zentrum die auf der Touristenkarte gepriesene Kirche und das Theater angucken. Ich hatte am Abend vorher schonmal drüber nachgedacht ob ins Zentrum zu fahren wohl so eine gute Idee sei, da es Sonntags da total leer ist (es sitzen hauptsächlich Banken und große Bürokomplexe dort), aber dann konnte ich mir auch wiederum nicht vorstellen dass die Kirche inklusive der Messe Zeiten im Lonelyplanet und der Tourikarte stehen, ohne Warnung, wenns da gefährlich wär. Ich ging davon aus dass da wohl Security ist. Und ne Menge Touris halt.
Es waren aber nur ne Handvoll Leute da. In der Kirche eine Familie mit Kindern, auf der Straße ein paar Jugendliche. Und dann sind wir statt links rum geradeaus gelaufen, in der Annahme aus der Richtung seien wir auch gekommen. Schon nach 20 Metern war uns klar dass dem nicht so ist, aber da wars eigentlich auch schon zu spät. Wir haben umgedreht und sind zurück gelaufen, und da wurden Mari und Alessa von hinten von zwei Kerlen angefallen. Ich hab erstmal nur Lärm gehört und mich gewundert dass die Mädels nicht mehr neben mir stehen und als ich mich umdrehte sah ich auch warum. Ich dachte echt dass kann nicht wahr sein.
Am Ende hatte Alessa ihre Tasche noch, weil der Henkel abgerissen war und es dem Dieb zu lange dauerte, wohl auch weil ich auf portugiesisch sagte "Jungs, macht keinen Quatsch, in den Taschen ist nichts wichtiges drin. Was soll denn das.". Maris Tasche aber war weg, und mit ihr Kamera, Strandtuch, Bikini, Sonnencreme, und rund 30 Euro. Alles ersetzbar aber der Schock saß tief, da der Kerl Mari nicht mal die Zeit gelassen hatte die Tasche freiwillig herzugeben (was sie selbstverständlich getan hätte denn der Arsch hatte irgendwas in der Hand, wohl ein Messer) und der Lederriemen aber nicht riss, hatte Mari geschwollene rote Stellen am Nacken. Es ging alles sehr schnell und schon 15 Minuten später war das geschehene total weit weg. Ich weiss noch was der Typ für ein T-Shirt anhatte, aber das ist auch alles.
Wir sind dann schnell wieder zur Hauptstraße, wo auch zwei Männer an einem Sprinter standen die uns gesehen und gehört haben mussten aber da greift in Rio natürlich niemand ein, und nur 2 Meter weiter bog eine Gruppe Leute um die Ecke um genau dort langzugehen wo wir grad überfallen wurde, mit dem Blackberry und dem Telefon locker in der Hand als könnte nix passieren. Ich sagte noch zur der Frau sie solle da nicht lang gehen, wir seien grad ausgeraubt worden, aber sie hat nur ungläubig geguckt und ist die Straße runtergelaufen.

Wir haben dann das nächste Taxi an die Copacabana genommen und statt sightseeing lieber den Tag am Strand verbracht. Schwimmen, Bier, Sand. Das hat geholfen.
Am Abend hab ich die beiden dann zum Busbahnhof gebracht wo sie Richtung Pantanal weiter gefahren sind. Ich bin zum Flughafen und wieder zurück zur Konferenz nach Sao Paulo.

Schon am Montag erschien das Wochenende wie ein Traum. Nun ist es Freitag und schon wieder total weit weg.
Komisch.

Donnerstag, 1. Juli 2010

Wo ist bloss der Juni hin?

Wenn mich heute jemand geweckt hätte, mit den Worten ich hätte den Juni nur geträumt, ich würde es glauben.
Da sagen einem die Eltern schon als i-Dötzchen dass die Zeit immer schneller laufen wird, das Geburtstage und Sommerferien gar nicht mehr so lange auf sich warten lassen werden, aber glauben tut man es doch nicht.
Und auch wenn ich mittlerweile gelernt habe, dass sie Recht haben, dass man mehr zu tun hat, weniger Zeit sich zu langweilen, so schnell wie der Juni sind doch schon lang keine 4 Wochen mehr vergangen.

Zurück denkend, müsste ich eigentlich noch Ende Mai anfangen. Die bekloppte Nacht, in der ich mit Regiane, Karla und Mauricio in sämtlichen Schlangen sämtlicher Clubs stand um letztendlich in einer BaileFunk Disco zu landen, die ich nach nur zwei Bier wieder verließ. Wie ich auf dem Rückweg Knut und Thiago und die ganze Band kennenlernte, nur weil die deutsche Flagge verkehrt rum hing. Nach Monaten das erste Mal wieder nach 6 Uhr morgens nach Hause gekommen, und selten hab ich mich so zu Hause gefühlt in dieser Stadt.
Anfang Juni bin ich allein für 4 Tage ins Amazonas Gebiet geflogen, habe im Regenwald zwischen Papageienschlange, kleinem Ameisenbär und Alligator in einer Hängematte übernachtet, mich amüsiert über die lustigen Franzosen die seit Monaten unterwegs sind aber immer noch Angst vorm Wald haben. Fabio getroffen, den Mathematiker der jeden freien Tag am Amazonas verbringt, schwimmt und jagt und immer ein bisschen aussieht wie Rambo, und Joaquim unseren mittlerweile 60 jährigen Guide mit 6 Kindern verstreut in den Grenzgebieten Brasiliens mit Kolumbien und Venezuela, also da wo man eben durch den Wald wandert und Touristen die Affenfamilien zeigt, die Jaguare und die Piranhas.
Nicht wenig später bin ich nach Deutschland geflogen, 14 Tage Dauerprogramm, Party, Fussball, Festival, absoluter Wahnsinn, absolut genial. Zwei Tage Madrid zum relaxen. Die Hochzeit von Christian und Line, Familienfest und die Zeit stand für einen Moment still. Noch ein bisschen Fussball, 2 Stunden Verspätung am Düsseldorfer Flughafen und schon war ich wieder in Brasilien. Ich schon. Mein Gepäck nicht.
Unpraktisch war das, denn ich konnte es auch nicht am nächsten Tag entgegen nehmen: Da ging es um 6h morgens schon wieder los zum Flughafen, auf nach Porto Alegre. Zertifizierung von Weintrauben. WEINtrauben. Jaja, Rotwein, Weisswein, Portwein, und Cava. Yummy yummy yummy. Und das nenn ich Arbeit (nur so als Info).
Heute ging es wieder zurück und morgen ist schon Freitag, um 11 spielt Brasilien und wir schauen alle zusammen im Büro. Es ist schon Juli heute, und die Woche ist morgen auch schon wieder um. Unglaublich. Und es geht weiter: Am Montag zertifiziere ich Mais bei einem Kunden in Rio Verde, dafür ist noch so viel zu tun und ich weiss nicht wann.

Die Zeit rennt. Fliegt. Und ich mit ihr.

Sonntag, 11. April 2010

Dienstag, 9. März 2010

Die Sache mit dem Unfall

Es hat geknallt. Und zwar heftig. Meinen ersten richtigen Autounfall hatte ich also in Goiânia. Und wen wunderts?, so wie die dort fahren…

Autofahren in Goiânia ist grundsätzlich anstrengend und nervenaufreibend. Niemand hält sich anregeln. Straßenbeschilderungen und –markierungen dienen mehr als Aufforderung zum regelbrechen als zur Einhaltung selbiger.
Mit der Zeit habe ich mich jedoch dran gewöhnt. Madrid war ein guter Testlauf, und wenn man auch einfach ohne Angst fährt und immer mit dem schlimmsten rechnet passiert auch nichts. Im Grunde glaub ich sogar dass insgesamt weniger passiert als bei uns, da sich einfach keiner auf irgendwelche Regeln oder Autofahrer verlässt, nicht einmal auf rote Ampeln.

Kurz vor Karneval fuhr ich also mittags ganz normal nach Hause. Amber war zu Besuch und wir wollten zusammen zu Mittag essen.
An einer großen Kreuzung musste ich zwei nordwärts führende Spuren überqueren um nach links, richtung Süden, abzubiegen. Von links kam nur ein Auto. Ein großer, fetter Landrover. Er fuhr auf der rechten Spur, wurde langsamer und blinkte rechts.
Aha, dachte ich, der will hier rechts abbiegen. Wunderbar, dann kann ich ja fahren. Kaum hatte ich jedoch den ersten Gang eingelegt und war gerade einmal 1 Meter vorgerollt, da gab es einen riesigen Knall. Bevor ich wusste wie mir geschah, stand mein Auto schräg, dampfend, aus, und so, wie es vom Fahrersitz aussah, ohne Front mitten auf der Straße.

Für einen Moment wusste ich gar nicht was passiert war, geschweige denn, was ich jetzt machen sollte. Schließlich schaute ich mich um, öffnete meine Tür und stieg, immer noch völlig perplex, aus meinem Auto aus.
Die Front von meinem Auto war im Vergleich zum Rest um ein paar grad verschoben, total verbeult und an allen Ecken und Enden liefen Flüssigkeiten raus. Mein Nummernschild lag mitten auf der Fahrbahn, verbeult, ein Frontlicht war in tausend Scherben zerborsten.
Um mich herum hupten Autos und wollten den Landrover und meinen mickrig, wie eine Schuhschachtel zusammengefalteten Passat passieren und kamen nur schlecht durch.

Eine Frau stieg aus dem Landrover. Sie war in Sportsachen gekleidet (und wie ich annahm unterwegs zum Fitnessstudio, welches man durch rechts abbiegen erreicht hätte, oder aber wenn man die nächste rechts nimmt und ins Parkhaus fährt). Sie hatte das Handy am Ohr, war total ruhig und sprach schon mit ihrem Mann. Ja, die Versicherung hätte sie schon angerufen, da käme jemand. Nein, am Auto sei nix dran. „Ich dachte sie wollen rechts abbiegen… sie haben doch geblinkt!?“ sprach ich sie an. Sie antwortete mir nicht, teilte aber ihrem Ehemann sofort mit dass ich offensichtlich keine Brasilianerin sei. Die Schuldfrage war somit für sie geklärt: Ich komme nicht aus Goiânia, also war es meine Schuld dass sie mir rein gefahren ist. So einfach geht das, in Brasilien. Aber als Ausländer legt man sich ja dann nicht mit der Polizei an, zumal ich versichert bin und das alles bezahlt wird. Verletzt war sie auch nicht. Nicht einmal ihr Auto. Der Landrover, groß und fett wie ein Traktor, hatte nicht mal eine Delle an der Stoßstange, während mein Auto aussah als sei ich mit 80 Sachen ungebremst vor eine Wand gefahren. Wie ich später erfuhr war es wohl ein gepanzerter Landrover mit Stahlstosstange. Das erklärt warum trotz mein Auto trotz unser beider geringen Geschwindigkeiten so hart getroffen wurde und ihr Auto nicht mal einen Kratzer hat. Ich ärgere mich heute sogar ein bisschen, dass ich nicht die Nerven hatte mein Auto zu fotografieren. Ich habe leider gar nicht daran gedacht.

Ich rief als erstes bei mir im Büro an. Netterweise kam Klytya, die bei uns am Empfang sitzt, sofort mit einem Taxi angebraust und regelte alles. Ich stand etwas unter Schock. Zitterte, wusste mein portugiesisch nicht mehr, seltsamer Weise aber sämtliche wichtige Telefonnummern direkt aus dem Kopf.
Unsere Assistentin Saara rief vom Büro aus die Versicherung an, besorgte einen Abschleppdienst.

Die Versicherung der Frau mit dem Landrover kam als erstes. Dann auch ihr Mann. Der Agent machte ein paar Fotos von ihrem Auto, bestätigte dass nichts dran sei, und der Landrover konnte weggefahren werden. Der Mann sagte er mache gutes Business mit der Bayer AG, jaja, kenne er, kenner er. Kein Thema. Nix am Auto. Jaja, Versicherungen austauschen. Passiert. Goiânia halt.

Unter dessen rief ich 5 mal hintereinander zu Hause (in Goiânia) an und hoffte Amber würde drangehen. Tat sie dann auch irgendwann. Ich berichtete ihr und sie war auch etwas geschockt, und wartete dann auf mich zu Hause.

Das Ehepaar fuhr wenig später im Landrover davon und ließ mich, Klytya und den Versicherungsagenten allein um auf den Abschleppdienst und meine Versicherung zu warten. Eine halbe Stunde später trafen diese auch ein und alles war geregelt. Klytya nahm die Sachen aus meinem Auto mit ins Büro (Werbegeschenke, Poster, Banner und Co. welche ich in der Woche vorher nach Rio Verde gefahren hatte) und ich nahm ein Taxi nach Hause.
Eigentlich sollte ich noch zum Arzt, weil mein Auto so krass aussah, aber ich fühlte mich gut körperlich aber mental dermaßen gestresst dass ich nicht noch 2 Stunden im Krankenhaus verbringen wollte. Die Knautschzone hatte ihren Job getan, der Aufprall sah heftig aus, zu spüren gewesen war er aber zum Glück nur minimal. Den Nachmittag hatte mir mein Chef freigegeben, damit ich mich von dem Schock erhole. Da Amber da war, war das auch kein Problem. Wir setzten uns auf den Balkon, bestellten eine Pizza (eigentlich wollten wir ins Shoppingcenter „fahren“ und Sushi essen, aber das war dann ja nicht mehr möglich und Lust hatte ich auch keine mehr) und ich erzählte ihr bestimmt fünf oder sieben Mal den Unfall Hergang und dass ich immer noch nicht verstand, warum die blöde Kuh nicht abgebogen war, und wie mein Auto aussah!

Am Ende kann man sagen: Ich hab echt Glück gehabt. Wenn ich nur schon einen halben Meter weiter vorgefahren gewesen wäre, wäre sie mit ihrer Stahlstoßstange durch die Fahrertür gefahren, das hätte übel ausgehen können. So war es nur ein Blechschaden den die Versicherung ohne Murren bezahlt.
Angeblich auch kein Totalschaden (auch wenn die Versicherung nun schon seit fast 4 Wochen repariert und ich noch nichts davon gehört hab, wann sie endlich fertig sind). Wir werden sehen.

Die Kreuzung meide ich jetzt übrigens.

Montag, 8. März 2010

Die Schönheit, und die brasilianischen Männer

Ich hatte ja, nachdem ich schon über Frauen und ihre Po-Implantate geschrieben hatte, auch versprochen selbiges für die Männer zu tun.
Sicherlich ist es nicht ganz so einfach wie über die Frauen, aber auch die Männer hier fallen in gewisse Klischees, die ich vor allem beim Karneval in Rio beobachten konnte.

First of all: What’s up with those costumes… Da waren beim Karneval doch tatsächlich 70% der Macho-Männer als Frauen verkleidet. Und dann gleich mit Perücken, und Pailletten besetzten Kleidern. Manche sogar mit hohen Hacken, Pumps vom feinsten, wo ich mich doch echt frage warum man sich dass bei 40° und viel Bier antut, wenn man nicht muss. Mir wurde also erklärt, dass die Männer sich Karneval so verkleiden, weil sie sonst nie die Chance haben auch mal die „weiche“ Seite zu zeigen. Das ist in der Macho Gesellschaft nicht geduldet und selbst Karneval nur dann erlaubt, wenn man es total ins lächerliche zieht. Ich fand es einfach nur kurios, und auch ziemlich unsexy, mir betrunkene und meist nicht sonderlich schön gebaute Männer mit Bierbäuche in Miniröcken, falschen Brüsten und bauchfreien Oberteilen anzuschauen.

Aber Karneval in Rio hatte natürlich auch seine guten Waschbrettbäuche, ähm, Seiten. So waren beim Bloco (den Straßenfesten) im Stadtteil Leblon viele besonders schön anzuschauende Männer dabei. Diese allerdings nicht im Frauenkleidern (nicht einmal im Kostüm, denn dafür waren jene jungen reichen Söhne sich zu fein… aber was solls, ich schweife ab und wollte ja auch eigentlich nur gucken und nicht mit diesen Schnöseln feiern…). Also, nicht in Röcken und ausgestopften BH’s kamen jene daher, sondern in Surfshorts und Sonnenbrille. Und sie konnten es sich auch wirklich leisten. Wahrscheinlich gehörten diese Männer zu der Sorte Kerl, die ich auch bei mir im Fitnessstudio beobachten kann. Die sind jeden Tag nach der Arbeit da, machen stundenlang Hantel und Gewichttraining und laufen regelmäßig Marathons auf den Laufbändern. Männer die nie Zeit für Gespräche haben, nie Augen für normale Frauen (nur für die Knackärsche auf denen man ein Bierglas abstellen kann), aber viel Zeit haben für Freizeit, da die meisten von Ihnen irgendwoher Geld haben. Nicht grade die sympathischste Sorte Mann muss ich sagen, aber wenn man mit einer guten Freundin leicht angeheitert bei guter Musik am Strand steht und eben diese Männer im 5-Minuten Takt an einem vorbeilaufen und nicht sehen können wie man sie durch die Sonnebrille anguckt und Noten verteilt, dann sind sie doch herzlich willkommen.
Wir bewerteten Bauch, Arme, Tattoos (Tattoos sind in Brasilien sehr weit verbreitet, darüber evtl. den nächsten Blog Post), Gesicht und wenn wir uns unauffählig hinterher drehen konnten auch den Hintern. Wir verteilten eine Menge guter Noten, vor Allem für die Sixpacks im Taylor Lautner Format, aber leider fielen 80 oder sogar 90% beim Gesicht durch. Angespannt. Hochnäsig. Arrogant. Meist mit Zahnspange.

Okay okay, das war natürlich alles rein objektiv. Naja, subjektiv aber den Mann nur zu einem Objekt machend. Aber die Schönheitsideale machen es einem Mann fast unmöglich normal sympathisch und somit für normale Frauen schön auszusehen. Entweder platzen die Hemden weil die Arme so aufgepumpt, die Brust stolz geschwellt ist. Oder sie platzen vom Bierbauch, der auch sehr häufig vertreten ist (meist so mit 30, wenn dann „endlich“ geheiratet wurde). Und an über 30 jährige mit Zahnspange kann ich mich nicht gewöhnen. Okay, irgendwie klingt das jetzt ein bisschen zu negativ. Zu viele Cowboys in Goiânia… Es ist ja bei den Männern nicht alles verloren, und die vielen nackten Oberkörper waren ja echt schick anzusehen. Aber das Mythos Latin Lover aus Brasilien bleibt mir doch unerschlossen.

Hier meine Tipps für Brasilianer auf dem Weg zur Schönheit.

- Lächeln
- Mund zu beim Kaugummi kauen
- Es im Fitnessstudio nicht übertreiben (nicht nur wg der Muskeln, auch wg der Zeit... jeden Tag 3 Stunden?!)
- Sonnenschutz am Strand nicht vergessen

Frauen empfehle ich übrigens selbiges. Dazu noch: Zeitungen die „Plastica“, „Dieta“ oder „Beleza e Operacao“ heissen, nicht zu kaufen.

Sonntag, 21. Februar 2010

Pictures from Carneval in Rio

Sorry, there are no pics from the "blocos" (the streetparties) but I didn't dare to lose my camera for that... I might get some soon from a friend. :)

Sonntag, 31. Januar 2010

Brasilianer und die Schönheit. Und schöne Brasilianer...

...oder auch nicht.

Die Frauen - Oder: Das Lehrbuch ohne Selbstvertrauen

Die Frauen sind der eigentliche Grund für diesen Post. Das heisst, rückblickend ist wohl der ur-eigentliche Grund mein Portugiesisch Lehrbuch. Lehrbücher für Sprachen, das wissen wir alle, sollen uns nicht nur Grammatik mit auf den Weg geben, sondern uns vielmehr auf eine Unterhaltung in der Sprache vorbereiten. Eine Sprache ist jedoch mehr als Vokabeln, Satzbau und Co., denn eine Sprache ist Ausdruck einer Kultur, ein gewachsener Part einer Gesellschaft der sich von den alltäglichen Gesten, Themen, Lebensweisen eben dieser nicht so einfach trennen lässt. Wie also soll ein Buch so etwas vermitteln?
Im Englischbuch gab es sogar indische Einwanderer (Pallavi Patil und Familie), und natürlich Mini Cooper, Jam und Co. Im Französischbuch wurden wir sogar auf die Tiernamen von beliebten Haustieren aufmerksam gemacht (was bei uns Bello der Hund, sind dort Minnie la souris, Minnouche le chat et Arthuuuuur! Arthuuuuur! Arthur est un perroquet!), und im Spanischbuch wurde erklärt wie Paella gemacht wird.
Selbstvertändlich lässt sich auch mein Portugiesischbuch die mehr oder minder kreativ gestaltete Einführung in die brasilianische Kultur nicht nehmen, jedoch erreicht es mit jeder neuen Geschichte auch einen neuen Tiefpunkt.
In den Geschichten geht es oft um Liebe und Ehe, und sie weisen immer wieder einen gemeinsamen Punkt auf: Die Lateinamerikanische (brasilianische) Frau hat kein Rückrad und kein Selbstbewusstein, soll sich aber selbstlos um den Fernsehenden, arbeitenden, Fussballliebenden Ehemann kümmern, die Kinder großziehen, bloss nicht zu oft den Mann um Geld bitten und niemals aufmucken.
Dies trifft nicht nur genau den eher mild belächelten Stereotyp der Latina auf den Punkt, sondern ist furchtbar langweilig und ärgerlich zu lesen. Ja, es ärgert mich regelrecht. Denn sicher gibt es solche Macho-Mann und Nix-zu-sagen Frauen hier noch zu Hauf, aber man muss es ja nicht auch noch forcieren und überall anpreisen denn den meisten Menschen hier geht es auf den Keks.

Bei der letzten Portugiesisch Stunde ging es also mal wieder um eine solche Geschichte (ein Comic in dem die Frau nach Geld fragt, und der Mann ihr antwortet das "was er ihr letzte Woche gegeben habe für den ganzen Monat hätte reichen sollen". Ich habe darauf hin gesagt, es könne doch nicht sein dass ich ständig solche furchtbar schlechten Stories lesen müsse, und das es doch nicht gut sei den Immigranten und Expats Horrorgeschichten als Alltag vorzulegen, die sich lesen wie eine Kreuzung aus 50er-Jahre Ami-Oberschicht (Mama kocht wie Julia Child, erzieht die Kinder wie Marry Poppins und die Frisur sitzt besser als 3-Wetter Taft es je vollbracht hätte; während Papa dicke Kohle nach Hause bringt) und einer völllig überzogen dargestellten Ruhrpott-Hartz4 Familie wie man sie so oft auf RTL beobachten kann (Macho Mann gut TV, trinkt, lässt die Frau nix entscheiden, trinkt mehr, fährt betrunken Auto, mag Fussball; Frau serviert Bier und Pommes, ist frustriert weil ohne Job, ...)
Meine Portugiesisch Lehrerin, die selbst ein Jahr jünger ist als ich und zuletzt zwei Jahre in Irland gelebt hat, sagte mir sie würde meine europisch-moderne Sichtweise verstehen und sie wolle sicherlich auch nie so leben wie die Leute in diesen Geschichten, aber es sei nunmal auch viel wahres dran auf das man vorbereitet werden müsse. Die meisten Frauen in der brasilianischen Gesellschaft haben nunmal wirklich kein Rückrad, sagte sie (ich widersprach), man würde das ja auch an all den versuchen des jung-bleibens (Schönheitschururgie und Co.) und den vorstellen Hochzeiten sehen (ich widersprach nicht).
Wir waren bei einem Thema angelangt dass ich sonst so nur aus Hollywood kenne. Die meisten Frauen sind operiert oder zumindest mit mehr als nur Make-up aufgehübscht. Die Zähne sind gebleicht, die Haare sind nie echt, das Fett wird abgesaugt, Implantate in alle möglichen Körperteile gesteckt (wer glaubt die Brüste seien das non-plus-ultra hat den Arschbacken Trend eindeutig verschlafen... zumal, falsche Brüste "hat ja jeder") und wer sich das nicht traut oder dafür kein Geld hat verbringt jede freie Minute im Fitnessstudio, im Solarium oder beim Friseur und richtet den Rest mit Fettweghosen und Make-up. Fastzinierender Weise sind auch die Röcke kurz wie Gürtel, die Ausschnitte gehen (selbst im Büro) so weit dass sie fast alles zeigen und die Bikinihosen nicht größer als eine Visitenkarte, zusammen gehalten mit Zahnseide, aber dennoch würde eine Brasilianerin niemals oben ohne am Strand liegen...
Beim Thema Fettweghosen guckte meine Lehrerin schon so als wolle sie mir gleich ein Geheimnis verraten aber sie hielt noch still. Als ich jedoch darauf hinwies, dass ich den Wunsch der Brasilianerinnen, einen Hintern zu haben der zwar fest und nicht zu breit ist, der dafür aber nach hinten rausguckt wie der einer Ente, und auf dem man ein Glas abstellen könnte, musste sie lachen. Ich lachte auch, laut, und erzählte weiter, dass ich ja letztens in der Shoppingmall was gesehen hätte, das würde sie mir nie glauben: Es gäbe Unterhosen mit Silikonkissen im Hintern! Ich fiel fast vom Stuhl vor lachen.
Sie jedoch stand auf und hielt mir ihren Hintern entgegen: "Drück mal drauf!" - "Häh?!" - "Doch, echt, fühl mal... das bleibt aber unser Geheimnis... ich hab sone Hose an. Hab ich sofort gekauft als ich sie gesehen hab. Und son Fettweganzug auch."
Sie würde sich auch operieren lassen, von Kopf bis Fuss, aber sie hätte weder das Geld noch die Traute. (Und an dieser Stelle sei einmal gesagt, dass sie wirklich eine hübsche, niedliche, schlanke 23-jährige ist, seit letzter Woche mit Zahnspange, das hat sie sich dann doch getraut.)

Die Schönheit ist den Brasilianerinnen halt doch das wichtigste, es geht über Gesundheit und Verstand hinaus. Und weit über den Geldbeutel sowieso.
Es kann aber nunmal leider nicht jeder aussehen wir Giselle Bündchen, da hilft es auch nicht sich in deren Klamottengröße wie in Wurstpelle einzuschneidern oder sich gleich den ganzen Körper ummodellieren zu lassen auf das man mit 35 aussieht wie Cher oder Mickey Rourke.

Leider fällt mir grad kein schlauer, abschliessender Kommentar ein, denn ob sich das jemals ändert steht in den Sternen; auch wenn es genug junge Mädchen gibt die davon (jetzt noch?!) so wenig halten wie ich.
Der Post ist jetzt ja auch schon sehr lang... ich werd also das nächste mal über die Männer schreiben (denn auch da gibt es viel zu erzählen...).

Samstag, 23. Januar 2010

Von 0 auf 10km/h in einer Sekunde!

Eckelig. Widerlich. Dreckig. Hässlich. Riesig (bis zu 7cm). Braun. Leider auch fliegend. Und sie legt 30cm in einer Sekunde zurück.

Die Kakerlake.

Ja, ich lebe in den Tropen. Kakerlaken gibt es hier zu hauf, denn sie lieben warme, feuchte Luft und vermehren sich in einer Geschwindigkeit die Karnickel vor Neid erblassen lassen würde.
Zum Glück halten die Viecher sich hauptsächlich in Zuchtbetrieben und Lagerhäusern auf, wo sie alles anfressen können und die meiste Zeit des Tages ihre Ruhe haben (denn sie sind Nacht aktiv). Leider kommt es dennoch vor dass sich mal ein Tier verirrt. Oder sagen wir besser, dass sich einer dieser ekligen, wie Riesen-Maikäfer aussehenden Bakterienschleudern verfliegt. Da kanns auch schonmal der 15. Stock eines Hochhauses sein.

Einmal war eine durchs Flurfenster reingeflogen und sie saß vorm Fahrstuhl als ich nachts nach Hause kam. Sie können ja nicht beissen oder so, und weil drauftreten auch nicht hilft, hab ich sie gepackt und aus dem Fenster geworfen (und selbiges schnell zugemacht). Hände waschen nicht vergessen.

Ein anderes mal saß eine im Schrank des Sekretariats. Pappbecher drüber, Papier drunter, raus ausm Fenster. Und Becher wegschmeissen nicht vergessen.

Eines Nachts, damals schlief ich noch mit offenem Fenster, wurde ich mal von einem lauten bbrrrrrrrrssssssp *gelandet* wach und sah eine Kakerlake an der Wand gegenüber sitzen. Als der erste Schock vorbei war, konnte ich sie jedoch mit ein wenig Aufwand (sie sind rasend schnell) mit einem kleinen Handtuch fangen. Ich wedelte das Handtuch aus dem Fenster aber das Scheißvieh wollte nicht loslassen. Es krabbelte am Handtuch entlang auf meinen Arm zu, so dass ich mich im Halbschlaf total erschreckte und mein schönes Canadiens Habs Handtuch mitsammt der Kakerlake durch den Wind richtung Müllcontainer der benachbarten Baustelle segelte. Ich habe das Handtuch leider nicht wieder gefunden...

Der Hammer allerdings kam gestern. Da fand ich in meiner Lebensmittelschublade in der Mehldose lauter kleine mini Viecher. Ich bin mir nicht sicher was es war. Aber die Angst, dass eine Nachts mal eine Kakerlake durch meine Küche spaziert ist und in der Schublade mit den Gewürzen und Zutaten ein paar Eier abgelegt hat war auf einmal so groß dass ich in Windeseile alles mit fast kochendem Wasser und Spülli ausgewischt hab, alles weggeschmissen hab (meine armen schönen Brotbackmischungen die ich extra aus D-Land eingeflogen hab). Dann hab ich das Familien freundliche Spray genommen und alles eingesprüht, Tür zugemacht, bin zu Carrefour gefahren und hab das richtig giftige Zeug und eine Menge Lauffallen gekauft (Panik-Hamsterkäufe...), sowie eine Fertiglasagne weil meine Idee ein frisches Brot fürs Abendbrot zu backen sich ja grad verabschiedet hatte und ich mich sorgte dass ja die Küche jetzt auch überall mit Gift besprüht ist und ich vor einem Großputz dort nichts zu essen mehr ablegen wollte.
Ich hab mich etwas schlecht gefühlt dabei, so viele Lebensmittel wegzuschmeissen, Mehl, Zucker, Salz, und andere Grundnahrungsmittel. Aber die Tatsache dass Kakerlaken und andere tropische Parasiten (ich weiss ja nicht was es genau war, hauptsache es ist jetzt tot!) hier Krankheiten von Hepaitits über Cholera und Typhus bis hin zu Kinderlämung verbreiten (von den Standard-Ekel-Infekten mal abgesehen)ekelte mich so dermaßen, dass ich nichts mehr davon anfassen wollte.

Heute ist also Küchengrossputz angesagt. Ich muss gleich mal zum Supermarkt und Putzalkohol und Plastikhandschuhe kaufen und dann gehts los. Denn mit dem Gitft hier ist nicht zu spaßen und so ein Spray dringt, zu Mindest in meiner Vorstellung, in alle Ritzen. Widerlich.

Aber gut, so sind sie halt. Die Tropen. Es gäbe schlimmeres. Schlangen im Sojafeld zum Bsp machen mir mehr Angst wenn ich durch selbige stapfe, oder auch Leoparden und Anacondas die in den "Reservas Legais", also den gesetzlich vorgeschriebenen unberührten Waldstücken leben die zwischen Flussläufen und Feldern stehen und somit dafür sorgen dass in der Regenzeit das Ufer nicht einbricht und weggeschwemmt wird und somit über kurz oder lang das beackerte Land abträgt. Solche sind mir aber noch nicht begegnet. Nur ein paar Äffchen konnte ich mal am Rand vom Wald beobachten. und die sind mir definitiv lieber als fliegende Kakerlaken...

Samstag, 16. Januar 2010

Arbeiten am Arsch der Welt.... macht Spaß!

Naja, so schlimm ist es eigentlich gar nicht, aber diese Alliteration kann man sich natürlich nicht entgehen lassen.

Ich war diese Woche mal wieder in Rio Verde, einer sehr kleinen Stadt umgeben von nichts als Feldern. Von Goiânia aus sind das nochmal 230km land einwärts auf der wohl schlechtesten Autobahn auf der man Goiânia verlassen kann. Eigentlich kann man es auch gar nicht Autobahn nennen. Die zweispurige Straße ohne Mittelstreifen (oder gar Mittelbegrenzung) ist zwar in den letzten Monaten extrem ausgebessert worden, aber trotzdem gibt es noch Stellen wo man besser langsam auf dem schmalen Standstreifen fährt anstatt sich auf der eigentlich Fahrbahn die Reifen aufzureissen. Schlaglöcher sieht man ja nach kräftigen Wintern mit gefrorenem Boden und anschliessender Schneeschmelze in Deutschland auch, hier allerdings brauch es keinen Schnee sondern ausschliesslich den dichten Verkehr großer, schwer mit Mais und Soja beladener LKWs. In den Schlaglöchern kann man ohne Probleme Einkaufskörbe oder kleine Handgepäckkoffer versenken, so tief sind die. Wer da langfährt braucht gute Bandscheiben... und vor allem ein größeres Auto als meinen Passat.

Wert war es den Trip aber trotzdem. Ein halbes Jahr habe ich bisher an meinem Zertifizierungsprojekt gearbeitet, und während das Tomatenprojekt wegen eines komplizierten Vertrages noch in der Rechtsabteilung liegt, kann ich für das Projekt für non-GMO Mais in Rio Verde seit dieser Woche den ersten offiziellen Projektstart inklusive Vertragsunterschrift, grosser interner und externer Kommunikation, sowie ein tolles Werbegeschenk für alle meine lokalen Kollegen verkünden.

Ich muss schon sagen: Es fühlt sich echt super an, wenn so langsam alles Form annimmt. Diese Woche habe ich schon die Farmen und die Anbauflächen zusammen mit unserem Berater besucht, viel Zeit auf dem Feld verbracht, den großen Bossen unserer Partner auf portugiesisch präsentiert, und vor Allem habe ich viel gelernt und viele Ideen und Pläne für die nächsten Monate erarbeitet. Ein Vortrag ist in der Mache, eine weitere Reise nach Brasilia steht an, und die Ausweitung des Projekts auf weitere Kulturen.

Kurzum: Ich habe das Gefühl dass ich jetzt, wo sich all die Arbeit des letzten halben Jahres in Ergebnisse verwandelt und ich gemerkt habe dass mir mein Portugiesisch keine Probleme mehr bereitet, endlich das Gefühl hier richtig angekommen zu sein. Jaja, man soll sich nicht selbst beweihräuchern, ich weiss. Aber für diesen einen Moment ist mir das grade egal. Ich bin glücklich, und stolz. Und ihr sollt alle daran teilhaben.

Wonderful Cable or: Why do we have to dub everything in Germany?

I have always loved TV. Already as a small child I used to watch Disney Cartoons (preferably Donald Duck) with my Dad, and who thinks saying that 1-and-a-half-year-old Anna really wanted to watch it was just my Dad's excuse to watch his favourite TV shows is wrong: Colors and moving pictures attract me. I adore movies, I would like to go to the cinema at least once a week (if there were enough good movies showing here... Brazil only shows blockbusters) and I like to watch TV series on a lazy afternoon as long as its not too hard to follow them without seeing every episode. Here in Brazil its easy and so much fun, as Cable TV is not only affordable but movies and series are shown in the original with subtitles and there is really a channel for everyone, so WB Channel shows all his series, Universal all it's own, and so does Sony. You can choose whatever you like according to your humor or likings without depending on the stations to chose for you what is worth to be dubbed and what isn't. They are funnier this way, and way easier on the eye and ear.

In Germany on the other hand, a lazy sunday on the couch with the TV on is hell(since I am not that much interested in Disney and other kids series anymore). First of all, many many good series and shows just never make it onto German Television (Dexter, Big Bang Theory, 30 Rock, Saturday Night Live, Jimmy Fallon, Conan, etc.) and the few good ones that are dubbed to death (Friends for example: the mouth movements never fit, all voices are annoying as Janice's, the jokes are badly translated or completely lost,...) or show (still badly, yet not as horrendously dubbed) at stupid hours (Seinfeld, Prisonbreak, ...)

But really, what annoys me most of all is the dubbing. A TV show loses so much of its momentum and fun by dubbing it. The price for the dubbing is pretty high, so for series that might not make it to the top as they aren't understood by everyone's humor (Big Bang Theory) it is apparently not worth it so they aren't showing at all. It also takes a lot of time. While House runs in the 2nd next season in the USA, they restart from the beginning in Germany to bridge the gap until the next season is translated and recorded. Same for movies, by the way.

I mean, we live in a globalized world. English is absolutely mandatory for everyone in the working world and I would say that for people younger than 50 the series in English would not be a problem as our school English is good enough to actually listen and the few lost jokes would get lost in translation anyways. Reading along the subtitles would be totally fine to know exactly whats going on, and lets face it: listening and reading the translation does help one's English a lot and is thus only helpful (best example: the Netherlands never dub, and thanks to good school english like the German's it gives them a little extra in terms of vocabulary and accent). For the people that do not speak english, subtitles would still be okay I think, as I can see here in Brazil that even people that do not speak a word of english get along well with subtitles. They have no learning effect, sadly, but still the movies and series are understood, as much fun, and out at the same time as in the USA.

Seriously, we should stop dubbing and stop importing only the mass-compatible crap. Really.

And here the promised hint for someone: "No, I don't want you to buy me journey... I circle journey! It's a metaphor, Daddy!"

Dienstag, 5. Januar 2010

On my way back...

In two hours I will start my wonderful annoying 26-h
our trip back to Goiânia. To get a little back into the Samba Feeling, here a nice clip from Vanessa Da Mata and Ben Harper. =)

Clipe VMB 2008|MTV from Paraphernalia on Vimeo.

Montag, 4. Januar 2010

Recap: Holidays at Home

So that was nearly it. My first real holidays at home. By saying this I do not mean staying at home over the holidays, or visiting my parents just for a weekend. No, this time I really spend a 2-and-1/2-week holiday in Germany to visit everyone and to get all pampered and celebrated by friends and family after living in Brazil for now more than 7 months.

So how was it? Holidays at home? First of all, it is weird to use the word home. Even though in many languages, such as the German or Brazilian language, we make a difference in words for the home where we live and the home where our heart, our soul, our history lies, I do not find specific words for that in English. Maybe I could ask Lucky, or Amber, or best maybe Kristen who studies that kind of stuff. But really, I think the fact that in English, which is the language I use more and especially more regularily than German by now, I can call 5 or maybe even 6 places home makes moving in between them a lot easier. The word home gives a warm feeling, a sense of "I am going where I belong".

My parents house, Leverkusen, where I spent these Christmas Holidays is more than home and those holidays were really awesome. My parents house is not "where I belong". Not anymore. But it is the place where I can always go, the place that always will be there, and the place where I can hide when things go rough.

These holidays were passing really fast and everyday there was something I needed to do. Somewhere to party. Friends to visit. Family to see. I probably saw more of my friends and family, I partied more and I was out more than any other random two weeks I have spend in Germany ever in my life and I had a blast.

I arrived on Saturday night, delayed, in Cologne, and already my parents, my sister and my closest friends were waiting for me at the trainstation and took me right away to a nice, typically colonian bar at the Rhine river. Later on I moved on to my friends Christmas Party and in the end I had managed to travel 27 hours, party another 8 hours and then finally sleep for 12.
The next days I had fun in the snow, enjoyed the lovely cold, picked up my grandfather at his place (280km south of here), had coffee with the family, enjoyed Christmas Eve, met with my aunt, uncle and cousins, saw a Rock Concert (Die Toten Hosen), went to my friends birthday party and was surprised how easy and unproblematic it was despite my ex being there, I played what felt like 100 games of Scrabble with my family (and a dictionary), I drove 230km to my best friends house, saw a Ska-Concert (The Busters), drove another 360km spent a wonderful, snowy New Years Eve with a bunch of really great (new) people in Berlin, had a nice walk on the river Spree, went back to my best friends house and talked all night, drove then back home to my parents, met with a kindergarten friend, went for dinner in Cologne with my parents and my sister, stopped on the way back at Lucky and Toni's place, happened to spend the night there because of the snow, back to my parents the next day with the train and one hour walking as there are no buses on sundays (what a tiny poor little village!), I had Cheese Fondue for the second time and well, now its already monday and I leave this house in 24 hours.

The time passed fast, and it was stuffed with fun. But it won't be long before I am back, as I think it is reasonable to at least show up at home for a couple of days every half a year, and Hurricane Festival in June is just the right spot to mingle with all my friends.

That being said, it also fits into my Resolution for 2010: Travel. Travel. Travel.
First travel for this year: Back home to Goiânia, Brasil.