Samstag, 23. Januar 2010

Von 0 auf 10km/h in einer Sekunde!

Eckelig. Widerlich. Dreckig. Hässlich. Riesig (bis zu 7cm). Braun. Leider auch fliegend. Und sie legt 30cm in einer Sekunde zurück.

Die Kakerlake.

Ja, ich lebe in den Tropen. Kakerlaken gibt es hier zu hauf, denn sie lieben warme, feuchte Luft und vermehren sich in einer Geschwindigkeit die Karnickel vor Neid erblassen lassen würde.
Zum Glück halten die Viecher sich hauptsächlich in Zuchtbetrieben und Lagerhäusern auf, wo sie alles anfressen können und die meiste Zeit des Tages ihre Ruhe haben (denn sie sind Nacht aktiv). Leider kommt es dennoch vor dass sich mal ein Tier verirrt. Oder sagen wir besser, dass sich einer dieser ekligen, wie Riesen-Maikäfer aussehenden Bakterienschleudern verfliegt. Da kanns auch schonmal der 15. Stock eines Hochhauses sein.

Einmal war eine durchs Flurfenster reingeflogen und sie saß vorm Fahrstuhl als ich nachts nach Hause kam. Sie können ja nicht beissen oder so, und weil drauftreten auch nicht hilft, hab ich sie gepackt und aus dem Fenster geworfen (und selbiges schnell zugemacht). Hände waschen nicht vergessen.

Ein anderes mal saß eine im Schrank des Sekretariats. Pappbecher drüber, Papier drunter, raus ausm Fenster. Und Becher wegschmeissen nicht vergessen.

Eines Nachts, damals schlief ich noch mit offenem Fenster, wurde ich mal von einem lauten bbrrrrrrrrssssssp *gelandet* wach und sah eine Kakerlake an der Wand gegenüber sitzen. Als der erste Schock vorbei war, konnte ich sie jedoch mit ein wenig Aufwand (sie sind rasend schnell) mit einem kleinen Handtuch fangen. Ich wedelte das Handtuch aus dem Fenster aber das Scheißvieh wollte nicht loslassen. Es krabbelte am Handtuch entlang auf meinen Arm zu, so dass ich mich im Halbschlaf total erschreckte und mein schönes Canadiens Habs Handtuch mitsammt der Kakerlake durch den Wind richtung Müllcontainer der benachbarten Baustelle segelte. Ich habe das Handtuch leider nicht wieder gefunden...

Der Hammer allerdings kam gestern. Da fand ich in meiner Lebensmittelschublade in der Mehldose lauter kleine mini Viecher. Ich bin mir nicht sicher was es war. Aber die Angst, dass eine Nachts mal eine Kakerlake durch meine Küche spaziert ist und in der Schublade mit den Gewürzen und Zutaten ein paar Eier abgelegt hat war auf einmal so groß dass ich in Windeseile alles mit fast kochendem Wasser und Spülli ausgewischt hab, alles weggeschmissen hab (meine armen schönen Brotbackmischungen die ich extra aus D-Land eingeflogen hab). Dann hab ich das Familien freundliche Spray genommen und alles eingesprüht, Tür zugemacht, bin zu Carrefour gefahren und hab das richtig giftige Zeug und eine Menge Lauffallen gekauft (Panik-Hamsterkäufe...), sowie eine Fertiglasagne weil meine Idee ein frisches Brot fürs Abendbrot zu backen sich ja grad verabschiedet hatte und ich mich sorgte dass ja die Küche jetzt auch überall mit Gift besprüht ist und ich vor einem Großputz dort nichts zu essen mehr ablegen wollte.
Ich hab mich etwas schlecht gefühlt dabei, so viele Lebensmittel wegzuschmeissen, Mehl, Zucker, Salz, und andere Grundnahrungsmittel. Aber die Tatsache dass Kakerlaken und andere tropische Parasiten (ich weiss ja nicht was es genau war, hauptsache es ist jetzt tot!) hier Krankheiten von Hepaitits über Cholera und Typhus bis hin zu Kinderlämung verbreiten (von den Standard-Ekel-Infekten mal abgesehen)ekelte mich so dermaßen, dass ich nichts mehr davon anfassen wollte.

Heute ist also Küchengrossputz angesagt. Ich muss gleich mal zum Supermarkt und Putzalkohol und Plastikhandschuhe kaufen und dann gehts los. Denn mit dem Gitft hier ist nicht zu spaßen und so ein Spray dringt, zu Mindest in meiner Vorstellung, in alle Ritzen. Widerlich.

Aber gut, so sind sie halt. Die Tropen. Es gäbe schlimmeres. Schlangen im Sojafeld zum Bsp machen mir mehr Angst wenn ich durch selbige stapfe, oder auch Leoparden und Anacondas die in den "Reservas Legais", also den gesetzlich vorgeschriebenen unberührten Waldstücken leben die zwischen Flussläufen und Feldern stehen und somit dafür sorgen dass in der Regenzeit das Ufer nicht einbricht und weggeschwemmt wird und somit über kurz oder lang das beackerte Land abträgt. Solche sind mir aber noch nicht begegnet. Nur ein paar Äffchen konnte ich mal am Rand vom Wald beobachten. und die sind mir definitiv lieber als fliegende Kakerlaken...

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