Dienstag, 19. Oktober 2010

Mama und Papa zu Besuch! - Teil 1: Ankunft und Wasserfälle



Meine Eltern sind am Vormittag des 08. Oktober, mit ein wenig Verspätung, in Goiânia gelandet. Eigentlich hätte ich an dem Tag ein Seminar zu sicherem und vorrausschauendem Autofahren gehabt, was ich aber abgesagt hatte um den Consultant des Zertifizierungsprogramms nachmittags in einer anderen Stadt abzuholen und zum Flughafen zu fahren. Diese Fahrerei wurde zwar auch wieder abgesagt (der Consultant wurde bis in mein Büro gebracht) aber ironischer Weise wurde ich als ich nicht beim Seminar war sondern meine Eltern abholte an einer roten Ampel geblitzt. Eine rote Ampel zu überfahren ins in Brasilien eigentlich manchmal sogar normal. In Deutschland ist es grober Unfug. In beiden Ländern ist es aber, wenn man geblitzt wird sehr teuer. Währen man in Deutschland noch eine Reaktionszeit mit einbezieht, wird hier geblitzt sobald die Ampel von Gelb auf Rot springt, selbst wenn man nur noch mit dem Hinterreifen über die Induktionsschleife rutscht. Genau deshalb bin ich mit so was auch eigentlich besonders vorsichtig und wenn ich die Blitze sehe stehe ich meist schon bei Gelb. Dummerweise aber nicht dieses Mal. Ich habe nicht einmal gesehen dass es eine Ampel gab. Ein LKW der vor mir fuhr verdeckte die Sicht auf die hängende, auf der anderen Straßenseite befestigte, Laterne und somit sah ich das rote Leuchten erst direkt über meinem Kopf als ich schon längst über die Kreuzung war. Ich bin ja mal gespannt ob was ankommt.
Der Freitag war noch ganz relaxt. Wir sind erstmal nach Hause um zu duschen und dem Wetter angemessene (kürzere) Kleidung anzuziehen und dann haben wir mit meiner Kollegin Sthela zu Mittag gegessen. Danach konnten meine Eltern ein Nickerchen machen während ich unseren Consultant in Empfang nahm, mit ihm die vergangene Woche durchsprach und ihn dann, an der unsäglichen, versteckten Ampel vorbei, zum Flughaften brachte. Abends mussten meine Eltern sich dann meinen Gesangsunterricht antun… Ich war so nervös, dass ich kaum einen Ton raus brachte und selbst das Aufwärmen der Stimme musste drei oder vier Töne früher (tiefer) beendet werden als normal. Oh je.

Samstag und Sonntag haben wir uns erstmal die Gegend (selbstverständlich und zum Verdruss meines Vaters inklusive Shopping Center) angeschaut. Sie haben ein bisschen was von dem Land zu sehen bekommen, dass ich während meiner Arbeit so durchfahre und wir waren, mit vielen anderen Wochenendausflüglern, an einem Wasserfall mit Badesee versteckt in den Hügeln von Pirénopolis. Dazu ein bisschen relaxen auf dem Balkon, ausgiebig mit vielen Früchten frühstücken und im Park Kokosnüsse schlürfen.

Am Montag ging es dann richtig los. Früh aufstehen und über Sao Paulo Guarulhos nach Foz do Iguacu, im Drei-Länder-Eck von Südamerika. In Sao Paulo hatten wir einige Stunden Aufenthalt, aber das war gar nicht so schlimm. Denn währen eine goldene American Express Card in Deutschland, Europa, gar nichts Besonderes ist, hat man in Brasilien damit Zutritt zu speziellen American Express Lounges. So konnten wir unsere Zeit mit gutem Kaffee, Internet, oder lesend auf dem Sofa vertrödeln.

Von Foz do Iguacu aus (Brasilien) hat uns dann ein Taxi nach Puerto Iguazu (Argentinien) gefahren, wo ich uns ein schönes Hotel mit kleinen Apartment Bungalows reserviert hatte. Die Grenzüberquerung per Taxi war kein Problem, dennoch wurde mir klar wie froh wir über das Schengener Abkommen und die stempelfreie Herumreiserei in Europa sein können… Angekommen und eingerichtet machten wir uns auf den Weg das Städtchen (mit gerade einmal 45.000 Einwohnern wesentlich kleiner als das mit 300.000 Einwohnern belebtere, aber auch kriminellere Foz do Iguacu). Es dauerte ein Weilchen bis wir eine Bank gefunden hatten. Danach wussten wir irgendwie nicht so Recht und waren außerdem durstig, so dass wir uns kurzer Hand auf die Veranda eines Restaurants gesetzt haben um etwas zu trinken. Hier blieben wir dann auch noch zum Abendessen und fielen dann relativ früh ins Bett um rechtzeitig aufzustehen um zu den Wasserfällen zu fahren.

Nachdem Frühstück stoppten wir den Bus „El Practico“ direkt an der Straße vor unserem Hotel und stiegen etwa 45 Minuten später, nach einer rasanten Fahrt, vor dem Eingang des Naturparks wieder aus. Schnell waren wir am einzigen Kartenschalter angekommen. Wie sich herausstellte konnte man dort aber nicht mir Karte bezahlen sondern nur und ausschließlich mit Pesos. Und weit und breit keine Bank. Wie sich aber dann herausstellte, befindet sich im Park ein Bankautomat und würde ich meine ID hinterlegen könnte ich auch durchgehen und Geld abheben. Ich trabte also los, mit meiner brasilianischen EC Karte in der Hand, fand nach einigem Suchen die Bank und war endlich an der Reihe. „Sie haben eine ungültige Aktion gewählt. Wollen Sie eine andere Aktion durchführen?“ – Meine Karte funktionierte nicht. Ein häufiges Problem in Südamerika, dass Karten mal hier und mal da funktionieren, aber in diesem Moment, an der einzigen Bank weit und breit, hatte ich nicht damit gerechnet. Ich ging also wieder zurück. Meine Mutter hatte nur ihre Kreditkarte dabei und wusste die PIN nicht, das war also auch keine Option. Zum Glück hatte mein Vater aber noch eine EC Karte der Sparkasse Köln/Bonn in der Tasche, mit der das Abheben glückte. Endlich hatten wir Pesos, und da ich in Brasilien lebe bekam ich sogar noch einen Rabatt von etwa 50%. Leicht verspätet traten wir in den Park und machten uns auf die Suche nach den Fällen.
Schon auf den ersten paar Metern kam uns eine ganze Familie Coatis [Ko-Ah-Tihs] entgegen. Die tagaktiven, aus der Familie der Waschbären stammenden Tiere sollten uns noch öfter begegnen, allerdings nicht mehr als Familie im Wald sondern unter die Touristen gemischt die auf Plastikstühlchen in der Nähe der Snackbar sitzen: Die Tiere, wie die Nordamerikanischen Waschbären auch, kramen gern im Müll und mögen „Menschenfutter“ so sehr, dass sie dafür sogar kratzen und beißen würden.
Die Wasserfälle wurden von mal zu mal schöner und imposanter und die schiere Masse des Wassers (1500 Badewannen voll pro Sekunde) die über den Rand der mehr als 150 kleinen und großen Wasserfälle fiel war wunderschön anzuschauen. Wir verbrachten den ganzen Tag im Park und sahen zum krönenden Abschluss den Teufelsschlund „Garganta del Diablo“, den größten Wasserfall des Iguazu Flusses. Iguazu kommt übrigens aus der lokalen Indianersprache und heißt so viel wie „großes Wasser“. Kann man so unterschreiben, denke ich…

(Teil 2 erscheint morgen. Fotos kommen heute Abend noch nach)

1 Kommentar:

  1. Anna du schreibst ja Romane, da komme ich gar nicht hinterher, weil meine Internetzeit leider sehr begrenzt ist, ich hoffe du nimmst mir das nicht uebel!
    Die Wasserfaelle sehen aber echt toll aus! Und ich wusste gar nicht, dass du auch in Brasilien Gesangsunterricht hast :)

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