Mittwoch, 21. Oktober 2009

...und es klang, als wäre er seiner Katze auf den Schwanz getreten. Mehrmals. Im 4/4-Takt.

Diese Gedanken hatte ich gestern, als wir hier bei der großen Konferenz in Cuiabá zusammen zu Abend gegessen haben und dabei einer Live Band lauschen durften.
Der Klang jedoch ist beabsichtigt. Es nennt sich Sertanejo und ist die lokale und hier in der Gegend erfolgreichste Musikrichtung.

Wer sich darunter noch nichts vorstellen kann: Es ist lokale Volksmusik. Ein recht fröhlicher Beat eigentlich. Aber jammrigre Texte. Xavier Naidoo fällt mir dazu ein; und auch Florian Silbereisen. Ja, so in etwa. Es klingt wie Xavier Naidoo klingen würde, würde er zusammen mit Marianne und Michael (Akkordeon und Gitarre) bei Florian Silbereisens Volksmusikantenstadl-zdf-rentner-hitparade auftreten. "Diese Trennung wird keine leichte sein, diese Trennung wird steinig und schwer... drum' loss uns oardentli oan uffn grill lega un kräftig oan trinkn"...

Zwei Männer, zwei Gitarren. Einer kann spielen und macht die komplizierten Parts oder nimmt auch mal das Akkordeon zur Hand, der andere streicht nur hin und wieder mal über die Seiten und singt dafür. Sie grinsen. Grinsen in die Runde. Warten das endlich jemand tanzt, aber ich bin die einzige Frau unter 38 Männern und wenn es jemand gibt der in dieser Musik keinen tanzbaren Rhythmus findet, dann bin das ganz sicher ich.
Meine Kollegen grölen die Texte mit, sie kennen sie alle, freuen sich wenn sie auch mal ins Mikro jaulen dürfen.
"Du wirst schon noch lernen diese Musik zu mögen" sagen sie mir. Sicher bin ich mir da nicht. Eigentlich will ich auch gar nicht lernen diese Musik zu mögen.

Doch dann wippt plötzlich mein Fuss im Takt. Nur ganz kurz. Ich schaudere, grusel mich fast ein bisschen vor mir selbst... Haben sie doch recht? Kann man "lernen" eine Musikrichtung zu mögen? Ich grinse auch. Mit dem Sänger um die Wette. Nein, ich glaube bisher hab ich noch nicht viel gelernt. Aber für den Anblick meines Chefs der aus voller Überzeugung und mit Inbrunst die traurigen Texte ins Mikrofon singt das er dem eigentlichen Sänger entwedet hat, wie er sich bei den langen Tönen nach hinten beugt und mit seinen Händen der Tragik ausdruck verleiht... Wie alle Kollegen mit singen, das Bier in der Hand... Dafür kann man gut auch mal Katzenjammer-Kammermusik ertragen.

Was für ein schöner Abend denke ich, nehme einen Schluck Bier, suche den Takt des Akkordeons und wippe nochmal kurz mit dem Fuss.

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