Was also machen? Schreiben. Damit ich jetzt nicht wieder ganz von vorne anfangen muss hier mal ein Sommer Highlight vom Dezember.
Die Büro-Weihnachtsfeier
Auch in Brasilien wird Weihnachten gefeiert, ist ja klar. Auf den ersten Blick zu erkennen war dies für mich in der Adventszeit in Brasilien aber nicht. Sicher, ich hatte die kitschige Deko überdimensionaler Plastikweihnachtsmänner die den ganzen Tag E-Gitarre spielen oder Doughnuts essen in den Shoppingcenters bemerkt, auch die falschen Weihnachtsbäume die mit glitzerndem Obst bestückt sind habe ich gesehen. Aber schon allein die Tatsache dass es draußen 38°C hat und ich mit einem Eis, in Shorts und Flips-Flops daran vorbei laufe liess alles nur noch kitschiger und so falsch aussehen, dass man glauben könnte der Innenausstatter der Galeria Kaufhof hätte sich einen Scherz erlaubt um das Sommerloch zu füllen.
Als ich mich einmal dazu hinreissen liess, zu sagen für mich wäre das doch alles sehr unweihnachtlich, denn bei dieser Hitze würder der Weihnachtsmann in seinem Mantel ja sofort einen Herzinfarkt bekommen und die armen Schneemänner ausserhalb des Gefrierfachs nicht überleben, da bekam ich strafende Blicke zu spüren denn immerhin sei jawohl Weihnachten und das wäre ohne ohne "Papai Noel" jawohl nichts und die Schneemänner und Tannenbäume seien ja eh nicht echt. "Eben." war meine Antwort dazu. Das war dann aber auch wieder nicht richtig denn ich wurde belehrt dass man Weihnachten die Geburt Jesu' feiert und damit hätte jawohl der Baum garnix zu tun, wo das herkäme wüsste eh keiner, denn in Brasilien gibts ja nichtmal Tannen und bei Weihnachten muss es warm sein. Punkt. Aus. Keine Disskussion. Nao tem jeito.
Ich erwartete also ähnliche Deko für die Büroweihnachtsfeier, wurde aber enttäuscht. Es gab bunte Luftballons, einen elektrischen Rodeo-Stier im Luftkissen zum drauf reiten, ein Trampolin für die Kinder; und ja, tatsächlich, ich sollte zum vierten Mal der selben Sertanejo Band zuhören. Kellington e Anderson. Ich glaube es gibt keine andere Band die ich 4 mal in nur 6 Monaten gesehen habe, schon gar keine die ich nicht besonders leiden kann (ich empfehle hierzu den letzten Blogpost). Natürlich gab es auch Fleisch vom Grill und Bier. Was sonst?!
Vor dem Essen aber wurde gewichtelt. Wir hatten im Büro alle Namen gezogen und während man bei uns schonmal raten soll von wem es kommt, müssen in Brasilien alle raten wer gezogen wurde. Dazu erzählt der Schenkende eine kleine Geschichte oder stellt Fragen, bis es raus ist.
Mein Chef war irgendwann dran und fragte: "Wer ist denn hier blond?" Einige Hände schnellten in die Höhe, ich schaute mich um... Tatsache, waren einige blond, das würde noch etwas dauern. "Nein, wer ist denn richtig blond. Von Natur aus?" Nur zwei Hände blieben oben, aber beide hatten schon ein Geschenk in der Hand. Das kann ja nicht sein. "Wer ist echt blond und hat noch kein Geschenk?" Keiner meldet sich. "Wer ist blond und hat blaue Augen?" Keiner meldet sich. "Mensch Leute, wer im Büro hat denn blaue Augen!?!" ANNA! Achja, ich. Oh. Blond?! Ich nahm mein Geschenk entgegen und entschuldigte mich erstmal mit den Worten, dass mich in Deutschland sicher niemand als blond bezeichnen würde... Mein Chef schenkte mir Noten für traditionelle brasilianische Musik (Samba, das Mädchen von Ipanema, etc.). Ich fand das eine sehr schöne Idee.
Einige Zeit später mussten dann die Kinder auf dem Rodeo Stier platzmachen. Der Chef wollte aufsteigen. Danach alle Männer. Wer nicht wollte wurde dann doch vom Chef überzeugt (ich möchte nicht wissen wie). Sie hatten alle mehr oder weniger Spaß, und unser Chef kommentierte jede Bewegung und hätte mit seiner Euphorie in der Stimme jeden Fussballkommentator neidisch gemacht. Zum Glück tat sich keiner weh, obwohl das ein oder andere Manöver bei den zuschauenden Ehefrauen spitze Schreie und hektische Griffe an den Kopf hervorriefen.
Weil es draußen schüttete wie verrückt gab die Band Zugaben und der Whiskey (immer gern genommen, ob mit Kunden oder Kollegen, siehe dieses Foto der letzten Messe http://www.twitpic.com/qxtps) wurde ausgepackt. Um zwei Uhr morgens wurden dann aber auch die letzten Kinder quengelig und so wurden die Familien nach und nach mit riesen Sonnenschirmen durch den anhaltenden Regen zu Ihren Autos geleitet.
Ich war Fahrer einer Truppe und sollte uns alle wieder hoch auf den Hügel, auf dem die Stadt liegt, fahren. Die Straßen waren so überflutet dass man nicht sehen konnte wie hoch das Wasser stand. Überall waren schon Autos geparkt bzw. abgesofffen, die Mofafahrer drängelten sich auf den kleinen Verkehrsinseln.
Ich dachte, ich bin ganz schlau und fahr einem ähnlichen Auto langsam hinterher. Wenn er durchkommt, komm ich auch durch. Bei einem U-Turn allerdings lag ich etwa 5 Sekunden hinter ihm, und während der Fahrer des Wagens vor mir eiskalt durch das Wasser düste, bremste ich in der Kurve. Ein fataler Fehler, denn schon kam eine Welle und mein Auto stand bis zu den Lichtern im Wasser. Ich dachte jetzt ist es abgesoffen... Dann bin ich aber doch noch mit Warnblinker im Rückwärtsgang wieder rausgekommen; nach vorne wurde es nur immer tiefer.
Wir brauchten eine kleine Ewigkeit nach Hause, denn die meisten Straßen waren gespertt und auch vor meiner Haustür lief das Wasser in Strömen. Selbst die Temperaturen waren um 16°C auf kühle 22°C gefallen und somit war es fast weihnachtlich: Kühl, regnerisch, dunkel, und nass. Eigenltich so wie heute in Leverkusen.
Alles in allem ein echtes Abenteuer, so eine Weihnachtszeit in der Fremde. Aber Spaß hats gemacht! Und wie!
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